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gen Junghanns aus der CDU/CSU-Fraktion, ob er vielleicht nicht direkt im
Anschluß an die bisherigen Berichte das Wort ergreifen möchte. Erst dann
würde ich Sie, Herr Rissmann, wie auch den inzwischen dankenswerterweise
eingetroffenen Tom Steinborn, die beide gewissermaßen einen anderen Zu-
gang haben, bitten. Herr Junghanns, sie haben sich kurzfristig bereiterklärt,
hierherzukommen, um aus Ihrem Erfahrungsbereich zu berichten. Sie haben
das Wort.
Abg. Ulrich Junghanns (CDU/CSU): Ja. Herr Vorsitzender, vielen Dank
für die Gelegenheit, hier zu sprechen. Ich möchte wirklich einführend noch
anmerken, daß ich gestern abend diese Einladung bekommen habe; ich habe
zugesagt von 12.00–14.30 Uhr, um 15.00 Uhr habe ich nämlich noch einen
Termin. Deshalb paßt mir das, wenn ich jetzt in aller Kürze sprechen kann.
Mir ist auch nicht dieser Fragebogen zugegangen, so daß ich Sie bitte, mir
zu verzeihen, wenn ich nur schlaglichtartig auf die einzelnen Fragestellungen
eingehe.
Ich habe mich deshalb bereiterklärt, weil es mir einfach auch darum geht, über
ein Stück meines Weges, so wie ich es in der Wahlvorbereitung getan habe,
auch weiterhin nicht zu schweigen, sondern offen darüber zu sprechen. Ich
mußte das bis dato tun, ich will das auch weiterhin tun. Und ich möchte mich
aber gleichzeitig bemühen, eine Doppelung zu vermeiden, weil ja hier – was
die Vorredner angeht – nach meinem Dafürhalten in sachlicher Art und Weise
berichtet wurde.
Zum ersten Punkt, vielleicht doch ein bißchen angelehnt an den Fragenkatalog:
Ich komme aus der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands. Sie hat hier
heute morgen, soweit ich das gehört habe, eine Rolle gespielt, in der Form,
daß über sie gesagt wurde, sie sei der engste Bündnispartner der SED gewesen.
Dieses war in der Tat das Selbstverständnis der Demokratischen Bauernpartei
Deutschlands. Ihr war die Agrarpolitik zugeordnet und damit war sie –
Herr Lapp hat das zum Ausdruck gebracht – als eine Art berufsständische
Organisation sozusagen abgestempelt. Damit war sie eigentlich nur ein Torso
einer Partei, da sie nur ein „Feld“ belegte. Und sie war aus der Historie
heraus ja wirklich so gedacht. Ich kann das, weil ich zu jung bin, nur aus dem
Erzählen und aus meinen Recherchen heraus bestätigen: sie wurde wirklich
im April 1948 so angelegt. Das geschah auch, um das potentiell konservative
Potential, das es im Land gab, aufzuspalten und es nach dem Prinzip, teile und
herrsche, zu instrumentalisieren. Der erste Vorsitzende war, das habe ich sehr
spät erfahren, einer der ältesten Kommunisten in Deutschland. Nichtsdestotrotz
war – und ich kenne das aus der Mitgliedschaft heraus sehr gut – die DBD,
was den Mitgliederstatus angeht, niemals eine Partei, die, sagen wir mal, unter
dieser „dicken Überschrift“ zu fassen wäre. Es gab in der Demokratischen
Bauernpartei Deutschlands in den Basisgruppen und auch in vielen Vorständen
eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem, was landwirtschaftliches
Umfeld war. Ich betone, daß es keine politische Auseinandersetzung war,
im Sinne einer fundamentalen Infragestellung dieses Staates, sondern es war
eine Diskussion, die unmittelbar das Arbeitsfeld, das Erlebnisfeld der Bauern
und der Mitglieder der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands betraf. Ich
komme vielleicht noch mal darauf zurück.
Welche Formen der Abhängigkeit bestanden? Es wurden hier, was die
Organisation angeht, schon einige deutlich gemacht. Die schwerwiegendste
Abhängigkeit der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands, und ich glaube,
das betrifft auch in weiten Teilen die anderen Parteien, bestand eigentlich
darin, daß sie, was gesellschaftliche Fragestellungen, was ökonomische, was
soziale und kulturelle Fragestellungen betraf, inhaltlich eigentlich vollkommen
am Tropf der SED hing. Die Demokratische Bauernpartei verfügte über
keinerlei Potentiale, solche Fragen programmatisch aufzuarbeiten. Nach außen
hat man sehr zeitig in den 60er Jahren die Diskussion über ein eigenes
Programm beendet, intern aber ist sie in der Demokratischen Bauernpartei
nie zu Ende gewesen. Das möchte ich ganz persönlich sagen, weil ich selbst,
als ich in Verantwortung war, darüber intensiv diskutiert habe. Wenn ich das
heute nachvollziehe, dann ist mir klar, daß in den geistigen Inhalten eine
Abhängigkeit zum Ausdruck kam.
Wir haben natürlich thematische Fragestellungen intern diskutiert mit Bauern,
mit Bürgermeistern oder mit Handwerkern; es waren immer sehr kleine
Gruppierungen. Nach meinem Wissen gab es in der Bauernpartei nur eine
Richterin eines Kreisgerichtes. Und wenn die „großen Fragestellungen“
anstanden, war natürlich immer ein Wissenschaftler, ein Vertreter eines
Institutes benannt, der ein Genosse war. Das ist die eigentliche wesentliche
Abhängigkeit gewesen, wenn man heute nach dem Interieur, nach den
politischen Auseinandersetzungen und nach politischen Zusammenhängen
fragt.
Die Motive, in die Blockpartei zu gehen, möchte ich für die Bauernpartei vor
dem Hintergrund des hier bereits Erwähnten noch um den Punkt erweitern,
daß es bei den Bauern und ihren Söhnen eine gewisse Tradition gab. Der Sohn
eines Bauern ging auch in die Bauernpartei; bei mir war es zum Beispiel auch
so. Ich stamme aus der Landwirtschaft und bin 1976 in die Bauernpartei
gekommen, weil mein Vater Mitglied der Bauernpartei war, sonst wäre das
nicht möglich gewesen. Das war nämlich genau der Zeitpunkt, zu dem es
eigentlich keine Neuaufnahmen mehr gab. Meine Mitgliedschaft begann mit
der Tatsache, daß ich sofort meine Mitgliedschaft ruhen lassen mußte, weil ich
zur Armee ging, und da gab es ja keine Mitgliedschaft in den Blockparteien.
Ich möchte hervorheben, daß es in den Dörfern Auseinandersetzungen
gab – mit Mitgliedern der SED in den Betrieben und mit Funktionären
der VdgB. Es gab eine immerwährende Auseinandersetzung zwischen der
Bauernpartei und der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe. Weil es ein