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Parteivorstandes der SED auf Bildung der „Sozialistischen Arbeitsgemein-
schaft“, wurden zwischen Landesparteiorganisationen von SED und KPD
sogenannte „Patenschaften“ geschaffen: Sachsen mit Nordrhein-Westfalen,
Sachsen-Anhalt mit Niedersachsen und Württemberg-Rheinpfalz, Thüringen
mit Hessen und Württemberg-Hohenzollern, Mecklenburg mit Wasserkante
und Bremen, Brandenburg mit Württemberg-Baden.53 Ging es der SED damit
noch darum, „eine der Voraussetzungen zu schaffen für die Bildung einer
einheitlichen sozialistischen Partei in ganz Deutschland“54, so wurden diese
auch nach Bildung eines Parteivorstandes und eines formal existierenden
Parteiverbandes im Ergebnis der Herner Konferenz der KPD vom 27.4.1948
sowie der Bestätigung der „Trennung des organisatorischen Verhältnisses
zwischen SED und KPD“ durch die 1. Parteikonferenz der SED am 25.-
28.1.194855 beibehalten. Sie wurden entsprechend den konkreten Bedingungen
und des jeweiligen deutschlandpolitischen Kalküls verstärkt oder verringert,
nach Gründung der beiden deutschen Staaten der Struktur der bundesdeutschen
Länder und der DDR-Bezirke gemäß modifiziert, blieben auch maßgebend
nach dem Verbot der KPD 1956, im übrigen vor allem danach auf den
Bezugsebenen Gewerkschaften und SPD, aber stets mit der gleichen regionalen
Ausrichtung. Die SED verfügte somit über ein in Jahrzehnten gewachsenes,
mit hohem materiellen und personellen Aufwand betriebenes Netz systemati-
scher Einflußmöglichkeiten, das sie zu keinem Zeitpunkt vernachlässigte und
auf das sie jederzeit zurückgreifen konnte.56
1. Die Beziehungen von SED und DKP auf Bezirksebene
Mit der Neukonstituierung der DKP 1968 wurden die Verbindungen wieder
auf eine offizielle Grundlage gestellt, obwohl sie nach wie vor intern behandelt
wurden. Seitdem und insbesondere nach der Statutenänderung durch den Ham-
burger Parteitag der DKP 1973, mit der die neben den Bezirksorganisationen
noch bestehenden Landesorganisationen abgeschafft worden waren, existierten
entsprechend den SED-Bezirksparteiorganisationen und den DKP-Bezirken
diese Beziehungen: Rostock mit Hamburg, Neubrandenburg mit Schleswig-
Holstein, Schwerin mit Bremen/Niedersachsen-Nordwest, Frankfurt /Oder und
Erfurt mit Hessen, Potsdam mit Rheinland-Pfalz, Magdeburg mit Nieder-
sachsen, Cottbus mit dem Saarland, Leipzig und Halle mit Ruhr-Westfalen,
- Vgl. Dietrich Staritz: Die Kommunistische Partei Deutschlands. In: Richard Stöss (Hrsg.): Parteien- Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945–1980. Sonderausgabe Band 3: EAP bis KSP. Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen 1986, S. 1756.
- Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Band 1, Berlin 1948, S. 149.
- Vgl. Protokoll der Ersten Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. 25.- 28. Januar 1949 im Hause der Deutschen Wirtschaftskommission zu Berlin. Berlin 1949, S. 549.
- Vgl. Jochen Staadt: Die geheime Westpolitik der SED 1960–1970. Von der gesamtdeutschen Orientierung zur sozialistischen Nation. Akademie-Verlag Berlin 1993, S. 10, 34, 96 ff, 122 ff, 165 f, 213 ff, 222 ff, 246/247, 282 f.
Dresden mit Baden-Württemberg, Karl-Marx-Stadt mit Rheinland-Westfalen,
Gera mit Südbayern, Suhl mit Nordbayern. Berlin(Ost) war verantwortlich für
die SEW-Organisation in Berlin(West).
2. Die Leitungsebenen
Analog der Westkommission beim Politbüro sowie der Westabteilung des
ZK existierten auf Bezirksebene Kommissionen für Westarbeit der Bezirks-
leitungen, denen als Mitglieder die jeweiligen Sekretäre für Agitation und
Propaganda sowie für Kultur und Volksbildung der SED-Bezirksleitungen, der
Leiter der Ideologischen Kommission der Bezirksleitung (soweit diese noch
bestand), die Sekretäre des Bezirksausschusses der Nationalen Front und des
Bezirksvorstandes des FDGB, der 2. Sekretär der FDJ-Bezirksleitung sowie
ein für Westarbeit verantwortlicher politischer Mitarbeiter der Bezirksleitung
angehörten. Die Kommissionen tagten in der Regel quartalsweise und behan-
delten mehr oder weniger grundsätzliche Fragen; eine besondere Bedeutung
erlangten sie allerdings nicht. Viel wichtiger waren da schon die dem Se-
kretär für Agitation und Propaganda unterstehenden und den Abteilungen für
Agitation und Propaganda angeschlossenen Sektoren für Westarbeit (in der
Struktur gleichbleibend mit einem Leiter und zwei politischen Mitarbeitern),
ab 1984 unter der irreführenden Bezeichnung „Parteibeziehungen“. Sie waren
in Abstimmung und nach Weisung der entsprechenden ZK-Abteilung für die
Planung, Koordinierung und operative Leitung der gesamten Westarbeit des
Bezirkes zuständig. Ihnen zugeordnet waren die sogenannte „Wissenschaftli-
che Arbeitsgruppe“, die mit der Erarbeitung analytischen Materials für den
entsprechenden Partnerbezirk befaßt war, die Arbeitsgruppe „Koordinierung“,
in der die Verantwortlichen für Westarbeit von FDGB, FDJ, Nationaler
Front, VdgB und Konsumgenossenschaft vertreten waren und in der es um
Anleitungs-, Kontroll- und Abstimmungsfragen ging, sowie schließlich eine
Arbeitsgruppe, die die sehr umfangreiche und aufwendig betriebene Kinderfe-
riengestaltung zu organisieren hatte. Auch auf Kreisebene existierten zunächst
Kommissionen für Westarbeit, ab 1965 ehrenamtliche Arbeitsgruppen für
Westarbeit, in den jeweiligen Abteilungen für Agitation und Propaganda der
SED-Kreisleitungen war ein politischer Mitarbeiter dafür zuständig.57
Die aufgeschlüsselten Positionen der Finanzplanung der SED (in Tausend
Mark) für die Jahre 1979,1980,1982 und 1983 (nur für diese waren sie
- Vorpommersches Landesarchiv Greifswald, Bezirksleitung der SED Rostock (im folgenden: VLar- chG, BL SED Ro., IV/E/2.3/56 u. ff.); Vgl. auch Jochen Staadt, a.a.O., S. 142–144.