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Eckhard Jesse
Artikulationsformen und Zielsetzungen von
widerständigem Verhalten in der Deutschen
Demokratischen Republik
- Einleitung
- Forschungsstand
- Begriffsklärungen
- Die frühe Opposition
- Opposition in den sechziger und siebziger Jahren
- Opposition in den achtziger Jahren
- Die Ausreisewilligen – DDR-Opposition oder bloß eine „Absetzbewegung
in den Westen“? - Einordnung der Opposition
- Abschlußthesen
1. Einleitung
Im „operativen“ Sprachgebrauch des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS)
nannte man sie „PUT“ – „politische Untergrundtätigkeit“. Gemeint waren op-
positionelle Bestrebungen im politischen System der DDR, ein Phänomen, das
nach offiziellen Verlautbarungen und im Selbstverständnis der ostdeutschen
Kommunisten nur ein Phantom sein konnte. „Für PUT gibt es in der DDR seit
dem Sieg der Grundlagen des Sozialismus keine sozialökonomischen Wurzeln.
Der Klassenantagonismus im Innern ist überwunden, die Arbeiterklasse übt im
Bündnis mit den anderen Klassen und Schichten die politische Macht aus, und
die sozialistische Ideologie wurde zur herrschenden“1, heißt es dazu lapidar in
einer an der „Juristischen Hochschule Potsdam“ (JHP) angefertigten Disserta-
tion. Opposition hatte mit der vermeintlich überwundenen Klassengesellschaft
keine Berechtigung mehr und wurde – in welcher Form auch immer – nicht
geduldet, galt als Häresie.
Entsprechend zielgerichtet ging die SED beim Aufbau ihrer Herrschaft
vor: Den frühen innerparteilichen Säuberungen nach dem Zwangszusam-
menschluß der KPD mit der SPD 1946 folgten weitere Parteiverfahren bis
- Werner Grabsch u. a., Das aktuelle Erscheinungsbild politischer Untergrundtätigkeit in der DDR und wesentliche Tendenzen seiner Entwicklung. Diss., Potsdam 1988, S. 246.