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man sehr oft, wie notwendig es ist, nachdem sie diese Räume dort gesehen
haben, die Ausstellung besichtigt haben, mit irgend jemandem zu reden. Wir
haben ausgebildetes Personal dafür. Dieses Café wird nicht von einer Kellnerin
betrieben, sondern von einer ausgebildeten Lehrerin, die in der Lage ist, fast
therapeutische Gespräche zu führen.
Als abschließenden Punkt vielleicht zu unseren Aufgaben. Wir haben den Titel
Forschungs- und Gedenkstätte, wobei wir bisher nicht die Möglichkeit hatten,
wirklich Forschung zu betreiben. Dazu haben uns die personellen und finanzi-
ellen Voraussetzungen gefehlt. Wir sind jetzt gerade dabei, einen Antrag beim
Arbeitsamt auf Bewilligung von zwei ABM-Stellen für Forschungstätigkeit zu
stellen.
Evangelische Kirche in Deutschland, Oberkirchenrat Heidingsfeld: Herr
Vorsitzender, meine Damen und Herren, herzlichen Dank für die Einladung
zu diesem Symposium und für die Gelegenheit, zu Ihnen zu sprechen. Wir
verfolgen in der Evangelischen Kirche in Deutschland Ihre Arbeit mit großem
Interesse und sehen den Resultaten Ihrer Arbeit auch mit hohen Erwartungen
entgegen. Ich werde Ihnen nicht alles, was man zu dem Thema sagen kann,
heute morgen vortragen können, aber Sie haben ja z. B. in Superintendenten
Passauer einen kompetenten und jederzeit verfügbaren Gesprächspartner.
Ich habe 4 Punkte, die ich in den 10 Minuten versuche mit Ihnen zu
teilen. Erster Punkt: Die Evangelische Kirche in Deutschland war bis 1969
reine Evangelische Kirche in Deutschland. Dann kam die organisatorisch-
rechtliche Trennung, also die Gründung des Bundes der evangelischen
Kirchen in der DDR. Dies hat aber nicht bedeutet, daß sich die Kirchen
aus den Augen verloren hätten, sondern sie hielten an der besonderen
Gemeinschaft, wie das in den jeweiligen Grundordnungen ausformuliert war,
fest, und diese besondere Gemeinschaft hat über die Jahrzehnte hinweg zu
einem sehr intensiven und dauerhaften und kontinuierlichen Geflecht ganz
unterschiedlicher Beziehungen geführt, seien sie auf Gemeindeebene geführt
worden, seien sie auf der Ebene von Einzelpersonen geführt worden oder auch
auf der Ebene von Kirchenleitungen.
Zweitens, eine der Folgen der friedlichen Revolution in der einstigen
DDR ist die (Wieder-)Vereinigung der Evangelischen Kirchen in Ost- und
Westdeutschland gewesen. Diese Wiedervereinigung fand statt im Juni 1991,
aber die Aufhebung der organisatorisch- rechtlichen Trennung bedeutete noch
nicht die Vollendung des kirchlichen Vereinigungsprozesses. Dies, meine
Damen und Herren, ist ein Vorgang, der noch anhält und der noch einige Zeit
in Anspruch nehmen wird. Wir haben inzwischen gelernt, daß das Gespräch
über all die Dinge, die aus der Zeit des Kirchenbundes herrühren und die
nun Eingang finden sollen auch in die Arbeit der einen Evangelischen Kirche
in Deutschland, sorgfältig miteinander bedacht und erörtert werden müssen.
Dabei gibt es einige kontroverse Fragen, etwa wenn ich an die Militärseelsorge
denke oder an das Staat-Kirche-Verhältnis. Aber es gibt auch eine ganze Reihe
weniger problematischer Fragen, etwa wenn ich daran denke, wie Kirche
in Zeugnis und Dienst, in Mission und Evangelisation zusammen etwas tun
kann.
Drittens, die Debatte um die Staatssicherheit und die Kirchen ist eine Debatte,
die uns als Evangelische Kirche in Deutschland, wie Sie unschwer wissen
können und wissen werden, schwer zu schaffen macht. Und diese Debatte hat
auch dazu geführt, daß wir als Evangelische Kirche in Deutschland Schaden
genommen haben in der öffentlichen Wahrnehmung, und zugleich bindet diese
Debatte eine Menge an Kraft und Zeit und Energie und führt dazu, daß wir
eine Reihe von Aufgaben, die uns als Kirche am Ende dieses Jahrhunderts
aufgegeben sind, nicht mit der Intensität wahrnehmen können, mit der wir sie
eigentlich wahrnehmen müßten. Ich möchte an dieser Stelle der Kommission
nicht verhehlen, daß ich mir gewünscht hätte, daß wir in der Kirche einen uns
gemäßen Weg gefunden hätten, mit dem Problem Staatssicherheit umzugehen.
Dazu hätte auch gehört, daß die, die solche Kontakte hatten, von sich aus und
unter Offenlegung ihrer Motive und Ziele berichten. Das ist nur in wenigen
Fällen geschehen. Die Schlagzeilen sind zur Zeit von denen bestimmt, die über
ihre Beziehungen zum Ministerium für Staatssicherheit und über die Motive
und Ziele, die sie dabei geleitet haben, nichts oder zu wenig gesagt haben. So
entstand und entsteht der Eindruck, die Kirche in der vormaligen DDR sei bis
über den Hals involviert gewesen, was gewiß nicht zutreffend ist.
Lassen Sie mich hier zwei weitere kurze Anmerkungen machen. In der
Debatte über Kirche und Staatssicherheit, wie sie jetzt geführt wird, droht
unterzugehen, welcher Freiraum Kirche in der einstigen DDR tatsächlich
gewesen ist und in welch hohem Maße sie Gruppen, Einzel- wie Querdenker
unter ihr schützendes Dach genommen hat. Und ich möchte hinzufügen, die
Konzentration auf den Staatssicherheitsdienstaspekt bei der Frage nach der
Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit führt dazu, daß viele andere ebenfalls
aufklärungsbedürftige Fragen in den Hintergrund geraten.
Viertens, die Evangelische Kirche in Deutschland und die Gliedkirchen, zumal
ihre östlichen Kirchen, haben im Zuge ihrer Bemühungen um eine möglichst
umfassende positive wie negative Seiten gleichermaßen berücksichtigende
Aufarbeitung der Vergangenheit eine Reihe von Schritten getan und Maßnah-
men ergriffen. Ich beschränke mich auf die wesentlichen.
a) Die Synoden bzw. Kirchenleitungen der östlichen Gliedkirchen haben im
Verfahren unterschiedlich die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
die ehrenamtlich tätigen Synodalen und andere Personengruppen aufgefordert,
darüber Auskunft zu geben, ob sie mit der Staatssicherheit zusammengearbeitet
haben, dabei Vergünstigungen angenommen und anderen geschadet haben.
Manche der eigens dazu eingesetzten Ausschüsse hatten und haben das Recht,
Überprüfungen beim Bundesbeauftragten in die Wege zu leiten. Zugleich