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Ausstrahlung haben, aber es gibt halt auch eine Reihe von Initiativen, Gedenk-
stätten, die eine überregionale Bedeutung haben. Wir haben das gehört von
Besuchergruppen, die teilweise aus dem Ausland kommen oder zumindest aus
den alten Bundesländern angereist kommen. Und ich denke, dort wäre auch der
Bund in der Pflicht zu überlegen, wie Rahmenbedingungen geschaffen werden
können, daß diese Gedenkstätten und Initiativen weiterarbeiten können.
Bürgerkomitee Leipzig – Museum in der Runden Ecke –: Zwei Dinge.
Erstens, das Problem: Löschung der Datenspeicher. Wir haben damals sehr
kontrovers diskutiert im Bürgerkomitee, ob der Entschluß des Runden Tisches,
diese elektronischen Datenspeicher zu löschen, richtig sei. Wir sind auch
jetzt darüber noch nicht einig. Ich will Ihnen nur zwei Stichpunkte dazu
nennen. Das eine ist, der elektronische Zugriff wurde nach meinem Eindruck
zurecht von Datenschützern heftig diskutiert, d. h. es wäre eben schwierig
gewesen, wenn diese Datenträger erhalten geblieben wären, sie so zu nutzen.
Das andere ist natürlich, man muß deutlich sehen, daß der Zugang zu dem
Finanzprojekt beim MfS einen unwahrscheinlichen Fortschritt gebracht hat, bei
der Aufklärung der Strukturen des MFS auch ganz deutlich. Ich glaube, diese
beiden Stichworte genügen. Was allerdings für mich jetzt interessant ist, und
ich habe es vorhin schon angeschnitten, ich wäre natürlich froh, wenn man die
Diskussion, wie frühere Entscheidungsträger weiterbeschäftigt werden, auch
unter dem Gesichtspunkt Nationale Volksarmee noch einmal aufnähme. Das
interessiert mich brennend, und ich glaube, es ist eine Stelle, wo wir auch
konkret werden könnten hier am Tisch.
Vorsitzender Rainer Eppelmann: Völlig zurecht weist Professor Soell darauf
hin, daß seine Frage, die er an den Vertreter der evangelischen Kirche gestellt
hat, noch keine Möglichkeit hatte, beantwortet zu werden.
Evangelische Kirche in Deutschland, Oberkirchenrat Heidingsfeld: Sie
hatten zwei Fragen gestellt. Die erste zu dem Besierbuch und der reservierten
Aufnahme in der EKD. Insgesamt war die Aufnahme natürlich sehr bunt, aber
es hat in der Tat reservierte Aufnahmen gegeben, die sich an zwei Aspekten
besonders und, wie ich denke, auch zurecht festgemacht haben. Erstens,
der Kumpaneivorwurf in der Einleitung von Besier und Wolf gegenüber
den Kirchen in der früheren DDR und zweitens, die wissenschaftlich nicht
sehr saubere Art des Umgangs mit den Quellentexten, also nicht die präzise
Belegung, wo man das jeweilige Dokument verifizieren und nachlesen könnte.
Das hat vor allem dazu geführt zu sagen, das ist nicht die Art und Weise,
wie wir uns den Umgang mit diesem schwierigen Gebiet vorstellen. Besier
hat gesagt, seit dem 03. Oktober 90 unter den neuen Bedingungen, die ja
dann noch mal verstärkt worden sind durch das Stasiunterlagengesetz, sei
es ihm zunächst mal nicht möglich gewesen, das, was er vorher mit seinen
Mitarbeitern eingesehen hatte, dann sozusagen noch einmal zu verorten. Das
war sein Einwand gegen die Einwände, die in dem zweiten Punkt kamen.
Ich halte trotzdem das Petitum aufrecht. Es ist bis heute nicht möglich, die
von Besier veröffentlichten Quellentexte sozusagen wieder aufzufinden, wenn
man gerne nachsehen möchte, ob der Wortlaut stimmt, wie er wiedergegeben
worden ist. Das Zweite, die Frage, ob es politische oder grundsätzliche
Widerstände gegeben hat im Blick auf die mehr wissenschaftliche, systema-
tische Aufarbeitung. Das muß ich verneinen. Hat es nicht gegeben. Es hat
allerdings Überlegungen gegeben, ob die Arbeitsgemeinschaft der Kirche zur
Zeitgeschichte in ihrer Zusammensetzung und Arbeitsweise tatsächlich schnell
in der Lage sein wird, darauf zu reagieren. Das haben Sie selber zu einem Teil
ja schon mit dargestellt. Die hat ja einen ganz anderen Arbeitsschwerpunkt
bislang gehabt, wird jetzt auf diesem neuen Arbeitsschwerpunkt mit einsteigen.
Bedeutet aber personell und strukturell und in den sonstigen Überlegungen
doch eine ziemliche Veränderung. Und es war natürlich auch die Frage, soll
man es gleich auf diese hohe, wissenschaftliche Ebene heben, oder braucht
man nicht etwas schneller auch etwas mehr für den täglichen Gebrauch abzie-
lende Publikationen. Und die andere Überlegung: Müßten nicht diejenigen, die
sozusagen unmittelbar dran und betroffen sind, die Gelegenheit haben, sich zu
diesen Fragen zu äußern? Im Resultat hat es eben dazu geführt, daß einerseits,
wie ich sagte, die Arbeitsgemeinschaft das machen wird, andererseits es
aber auch eine Arbeitsgruppe geben wird aus der früheren Konferenz der
Kirchenleitungen und was damit zusammenhängt, um sich diesen Dingen
zuzuwenden.
Vorsitzender Eppelmann: Herzlichen Dank. In besonderer Weise den sieben
Initiativen, die sich hier vorgestellt haben und zu Rückfragen bereit gewesen
sind. Wir treten jetzt in eine ganz kurze Pause ein.
Wie angekündigt, möchte ich gerne mit der Projektgruppe zur Aufarbeitung
der Geschichte der Humboldt-Universität beginnen. Bitteschön.
Projektgruppe zur Aufarbeitung der Geschichte der Humboldt-Univer-
sität (MfS-Verflechtung) beim Studentenrat, Frau Sasse: Mein Name ist
Sasse, ich bin Studentin an der Universität. Ich würde gern etwas zur Arbeits-
weise der Gruppe sagen. Die ist sicherlich einfacher als die Arbeitsweise von
Bürgerkomitees oder von sehr allgemeinen Einrichtungen, weil die Universität
doch ein sehr in sich geschlossenes System ist. Es ist überschaubar und
eine Reihe der Leute, die zu befragen wären, sind noch an der Universität.
Seit 1990 existieren an der Humboldt-Universität eine Ehrenkommission und
eine Rehabilitierungskommission. Die Ehrenkommission arbeitet auf Antrag
einzelner Kommissionen oder auf Antrag universitärer Institutionen und führt
primär Gespräche mit Personen, über die ein Endbescheid der Gauckbehörde
vorliegt. Die Rehabilitierungskommission funktioniert etwas anders. Sie ar-
beitet auf Antrag der Betroffenen. Hier werden politisch und wissenschaftlich
benachteiligte Angehörige oder ehemalige Studierende der Universität gehört.
Bisher gab es 200 Gespräche in der Rehabilitierungskommission. Aber, man-