
Fehler melden / Feedback
weder rechtliche Hilfe, sie kriegt weder Beistand, niemand rät ihr, keiner sagt
ihr, wie sie sich verhalten soll.
Um noch mal klar zu stellen, das ist dann wiederum nicht mit Republikflucht
oder ähnlichem begründet, denn das sind Menschen, die hier geblieben sind
und die solche Dinge auch noch erleben. Dann gibt es Fälle, wo LPG-
Eigentum ganz seltsam bei der Treuhand behandelt wird. Jemand, der bis
zum Schluß ausgeharrt hat, auch noch als Rentner seine Mitgliedschaft gehabt
hat, 10 Hektar. Irgendwann hört man so nebenbei, daß die Treuhand das
verkauft hat an einen Mann, der in Mannheim einen großen Mercedesbetrieb
betreibt. Er kommt dann großzügig und sagt, Sie dürfen noch erst mal wohnen
bleiben.
Ich habe die Dinge also so angerissen. Sie sind auch nicht komplett und
vollständig. Sie müssen nachgearbeitet werden, aber hierin steckt viel. Es ist
viel zu tun, um das, was wir eigentlich im Verein uns vorweg als Ziel gesetzt
haben, nicht nur historisch aufzuarbeiten, das wird sicher in breiter Ebene da
herauskommen, sondern denen, die heute noch an Unrechtsfolgen oder an neu
entstehendem Unrecht leiden, auch zu helfen. Man kann vieles, vieles sicher
nicht mehr zurückdrehen, aber die Dinge, die heute verfestigt, bestätigt oder
jetzt erst vollzogen werden, denen sollte man doch irgendwo einen Riegel
vorschieben. Ich hoffe, es gelingt uns.
Ich würde mich freuen, wenn dieser Beitrag heute dazu hilft, daß wir in
Bonn auch mal mit den praktischen Schwierigkeiten vor Ort erkannt werden.
Da wird ein Eigentumsgesetz gemacht, da wird ein § 6 a gemacht. Das ist
meine persönliche Geschichte, die ich also wirklich jetzt eidesfähig zitieren
kann, da wird dann anschließend nach 6 a verfügt. Der Betrieb ist so,
wie er steht und liegt, mit allem, was da drauf ist, mit Mitarbeitern, mit
Kundschaft und allem zurückzugeben. Man hat scheinbar 14 Tage vorher
schon gewußt, daß das entschieden wird. Die VEB-Muttergesellschaft, die
diesen Betrieb meines Vaters ja irgendwann mal vereinnahmt hat, arbeitet
vor. Sie entkleidet ihn sämtlicher Kunden, sämtlicher Mitarbeiter und läßt
eine Hülle zurück, ein Grundstück mit sanierungsnotwendigen Gebäuden.
Nur die Last, der Rest ist weg. Ich frage dann nach, was zu tun ist,
um das noch in dieser Phase des Geschehens zu reparieren. Lande beim
Ministerialrat Biener (phon.) und kriege dort Auskünfte, die durchaus bei
gutwilligen Behörden hätten zu Nachbesserungen führen können, und stelle
fest, daß ein Landesamt dort einfach die Schultern zuckt. Ich bin kein Jurist.
Ich frage, warum können Sie da nicht mal miteinander telefonieren? Das
hört sich doch hoffnungsvoll an. Nein, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir
haben anderes zu tun. Ich habe das mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen
müssen, und da, aus dieser Sucherei, wo kann ich Hilfe bekommen, bin
ich eigentlich in den Verein geraten und habe festgestellt, daß sie gesagt
haben, Sie sind ja bisher am weitesten gekommen, Sie sind scheinbar einer
der Zähesten. Wollen Sie bei uns nicht an vorderer Stelle mitmachen? Ich
hatte mich eigentlich nicht berufen gefühlt, hier vorne zu sitzen. Dann höre
ich in diesem Verein von einer Frau, die eine Zuchthausstrafe bekommen
hat. Sie hat in Gralenmüritz eine Pension und ist dann verurteilt worden,
und dieses Urteil ist jetzt durch Kassation aufgehoben worden. Eigentlich
heißt das sofortige Rückgabe aller Eigentumsgeschichten. Im Landesamt
für Vermögensfragen in Greifswald kriegt sie dumme Antworten, und sie
hat sehr große Schwierigkeiten, überhaupt das, was ihr zugesagt ist, auch
durchzusetzen.
Und das sind eigentlich nur die Dinge von resoluten Leuten, die nicht so
leicht aufgeben. Von denen, die im Vorfeld schon die Segel gestrichen haben,
kann ich nicht berichten, weil ich sie wahrscheinlich nicht kennengelernt
habe. Zu diesen Bündeln der Anfrager, irgendwo an zentralen Stellen, und
zum Vereinigen dieser Initiativen möchte ich sagen, alle Betroffenen haben
irgendwo ein persönliches Schicksal, und sie gehen nicht in irgendeine
anonyme Stube. Sie suchen sich jemanden aus, dem sie vertrauen, und hängen
sich quasi an und sagen: Bitte, was kann ich tun, Ratgeber? Und so bin ich
auch in diese Ratgeberrolle im Dorfe Breege auf Rügen gerückt, obwohl ich
mich da nicht drum gedrängt habe, aber die Fälle, die ich jetzt heute aus
persönlichem Erzählen kenne und die alle noch weiterführendes Unrecht oder
neu entstehendes Unrecht bedeuten, muß ich mit 10 bis 20 etwa beziffern. In
einem Dorf, das noch nicht mal 1000 Einwohner hat.
Vorsitzender Rainer Eppelmann: Ja, herzlichen Dank, immer wieder auch
da, wo es biographischen Stoff gibt. Wenn ich es richtig sehe, haben sich,
bis auf zwei, die sich nicht gemeldet haben, in dieser Gruppe alle vorstellen
können. Mein Vorschlag wäre, daß wir ein bißchen von den 2 Stunden
sogenannter Pause knappsen, damit wir zumindest die Fragen noch stellen
können. Mir liegen zwei Meldungen bisher vor. Ich bitte die Fragenden, ihre
Fragen ganz kurz zu machen. Da sind inzwischen vier.
Abg. Frhr.von Schorlemer(CDU/CSU): Ich habe eine kurze Frage, und
zwar an die Projektgruppe zur Aufarbeitung der Geschichte der Humboldt-
Universität. Ich möchte ganz gerne von Ihnen, auch Ihrer praktischen Arbeit
hören, wie gerade Sie bei der Diskussion um den inzwischen ausgeschiedenen
Rektor Fink agiert haben?
Abg. Dehnel (CDU/CSU): Dieselbe Frage wollte ich auch stellen.
Abg. Frau v. Renesse (SPD): Ich habe eine Frage an die Rehabilitati-
onsgruppe, also Fernsehen/Funk. Ist wegen der Finanzierung gerade Ihres
Projekts auch einmal die Gemeinschaft der Rundfunkanstalten angegangen
worden, ARD, ZDF? Es könnte ja gerade im Vergleich mit der Rundfunkge-
schichte im Westen ein sehr interessantes Projekt sein, das auch den Westen
interessiert.
Abg. Hilsberg (SPD): Ich habe Fragen an die Projektgruppe zur Aufarbeitung