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Wahlperiode 12, Band IX, Seiten 202 und 203
202
Protokoll der 14. Sitzung

Biographische Forschungen und Sozialgeschichte e.V., Thomas Friedrich:
Dem Berliner Verein, den ich vertrete, gehören gegenwärtig 18 Historiker
an. Ihm liegt insbesondere die Grundlagenforschung zur Geschichte der
DDR am Herzen. So arbeiten wir seit 1 Jahr an der Erarbeitung einer
mehrbändigen Dokumentenedition zur Geschichte der SED. Ich nenne jetzt
aus Zeitgründen nur einmal kurz die einzelnen Titel der Bände. Das wäre 1.
der Zentralausschuß der SED 1945/1946, 2. die Stalinisierung der SED, die
stenographischen Protokolle der 10.-14. Tagung des Parteivorstandes 1948, die
Haltung der SED zur Oder-Neiße-Grenze 1948–1950, die Fremdbestimmung
der westdeutschen KPD durch die SED 1948/1949, die SED und der Konflikt
Stalin- Tito, 6. die SED und der 17. Juni 1953 und als 7. Projekt die SED
und der Prager Frühling 1968. In diese einzelnen Bände werden Eingang
finden vor allen Dingen Materialien der Führungsspitze der SED aus dem
Zentralen Parteiarchiv und dem ehemaligen internen Archiv des Politbüros,
die es ermöglichen sollen, zu den genannten Themenkomplexen breiten
Einblick in die Entscheidungsfindungen auf dieser Führungsebene der SED
zu gewinnen. Diese Bände werden in der Regel einen Umfang von 1000
Manuskriptseiten haben, werden beim Akademieverlag verlegt, und es ist
geplant, daß im nächsten Jahr die Bände 17. Juni 1953 und Stalinisierung
der SED erscheinen sollen. Ich glaube, daß mit solchen Projekten, wo
Originalquellen einer breiten Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, die
auch durch einen umfangreichen Anmerkungsapparat aufbereitet werden, doch
wichtige Grundlagen geschaffen werden, um sich auch längerfristig mit der
Geschichte der SED und der DDR auseinanderzusetzen. Wir haben bei
der Realisierung dieser Projekte natürlich mit den gleichen Schwierigkeiten
zu kämpfen wie die anderen Initiativen, Organisationen. Auch wir haben
kein Geld und leisten diese Arbeit bisher ehrenamtlich. Die Hauptprobleme,
die wir haben, sind a) Erhalt der Arbeitsplätze, da derartige Projekte
in der Freizeit kaum zu realisieren sind; der Oder-Neiße-Band, um den
fertigzubringen, müssen im Parteiarchiv der ehemaligen SED nahezu 600
Akten durchgearbeitet werden. Das ist nicht nach 17.00 Uhr zu realisieren.
Und die andere Problematik ist natürlich der weitere Zugang zu den
Archiven, und hier richtet sich auch meine Frage an die Enquete-Kommission:
Wie wird Ihrerseits die Situation der Archive der ehemaligen Partei- oder
Massenorganisationen der DDR eingeschätzt? Was unternehmen Sie, daß die
Arbeitsmöglichkeiten erhalten und auch weiter ausgebaut werden?

Arbeitsgemeinschaft 13.August e.V., Rainer Hildebrandt: Ich gehöre ja
nun zu der Generation, die die Vergangenheitsbewältigung als Opfer des
Nationalsozialismus durchgemacht hat. Wer weiß, wie da gegenüber den
Opfern verfahren worden ist, der ist fassungslos, wenn er den Unterschied
sieht. Wir hatten Schaden an Beruf, Schaden an Gesundheit, Schaden
an Ausbildung. Wir konnten die Versicherungen nachzahlen, und das ist

203
Erfahrungsaustausch

ungeheuerlich, was da geleistet wurde. Aber der noch größere Unterschied
ist psychologisch. Wenn der 20. Juli war, dann kam eben zu jedem Jahrestag
der Bundeskanzler oder es kam oder kommt heute noch der Bundespräsident.
Da frage ich mich, wie soll hier was erreicht werden, wenn Leute, denen es
nur um ABM geht, dann einfach abgelehnt werden und Angst haben müssen
und wenn nicht in den Dienststellen schon, also auf der mittleren und unteren
Ebene, die Leute einfach die Verpflichtung fühlen, dem darf ich mich nicht
aussetzen, daß politische Gefangene, Opfer so behandelt werden. Und ich kann
nur wie Hermann Kreutzer für die Toten sprechen, sie werden sprechen, gegen
das Naziregime haben sie gesprochen, sie sprechen heute noch. Es gibt ja Gott
sei Dank eine Generation, die sagt, wenn ich das erlebt habe in Auschwitz oder
gesehen habe, hat sich mein ganzes Leben seitdem verändert. Und wir dürfen
ja nicht nur, was in Deutschland geschehen ist, vergelten. Hier sind Zahlen
genannt worden. Wir müssen sehen, was in der Sowjetunion alles Furchtbare
geschehen ist. Die Toten sprechen, und sie sprechen durch uns. Wir haben
diese Verpflichtung. Wir können uns nicht entziehen, und ich kann also nur
zu Ihnen an diesem Tisch hier sagen, besonders zum Pfarrer Eppelmann, wir
wissen ja, wie sich das hier durchgekämpft hat, damals und heute wieder. Es
ist eine ungeheure Verantwortung, die auf Ihnen lastet. Wenn Sie sagen, Sie
sind zuversichtlich, dann bin ich schon ängstlich, da mache ich mir Sorgen,
daß Sie sich durchsetzen können. Aber ich denke an die Gerechtigkeit Ihrer
Sache. Ich denke z. B. daran, was in Berlin passiert ist, daß ein Grundstück, das
historischste überhaupt, wo sich die Panzer gegenüberstanden am Checkpoint
Charlie, wo demonstriert wurde, wo der John Remmings auf der Mauer saß,
wo Amerikaner die Flüchtlinge hochgezogen hatten mit einem Seil, wo alles
das sich zugetragen hat, einfach verhökert werden sollte an ein American
Business Center. Es dauerte mit einer Bürgerbewegung eine einzige Woche,
es stand auf der ersten Seite der New York Times, was hier geschehen war,
und ich möchte sagen, diese im Vergleich zu der Ihren relativ kleine Sache
war so naheliegend, so gerecht, daß wir auch hier hoffen sollten, eben auch die
Konstruktionen zu schaffen, um diese selbstverständlichen Kriege wie ABM
durchzufechten.

Jetzt also, Entschuldigung, ich habe ein ganz anderes Thema. Wir machen
ja nun die Täter-Opfer-Gespräche. Es ist jetzt schon das 13. Das letzte war
immerhin mit dem Stasi-Insider-Komitee, das seine erste Begegnung mit der
Öffentlichkeit bei uns stattfinden ließ. Ich stelle zunächst mit großem Schmerz
fest, daß es überhaupt noch nicht gelungen ist, daß Gros der Stasi aus ihrem
Schneckenhaus heraustreten zu lassen. Das ist unfaßbar, und das ist schon in
der Sprache erkennbar. Wenn also der erste Sprecher des Insider-Komitees,
der Herr Eichner, um sich vorzustellen sagt, er habe sich nichts zuschulden
kommen lassen und er wolle auf seiner Würde beharren, so habe ich ihm
dann natürlich später gesagt: Selbstverständlich haben Sie ihre Würde, und es

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