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Wahlperiode 13, Band III/1, Seiten 86 und 87
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Protokoll der 25. Sitzung

dern. Ein Nachbau und eine Nacherfindung bereits existierender Produkte
schafft noch lange keine Evolution. Folgerichtig hätte mit dem geringen Vor-
teil ostdeutscher Lohn- und Lohnnebenkosten ein solches Unternehmen zu-
nächst durch Reorganisation wettbewerbsfähig gemacht werden müssen. Ein
Kapitalaufbau wäre hier notwendiger gewesen, als mit Krediten Investitionen
in Maschinen und Anlagen zu finanzieren. Die zweite notwendige Schiene wä-
re der Aufbau eines Marktes. Ich darf ganz kurz die Kostenfaktoren für einen
solchen Marktaufbau nennen.

Gesprächsleiter Abg. Jörg-Otto Spiller (SPD): Herr Hühn, ich muß Sie
wirklich bitten, zu straffen. Wir wollen ein Podiumsgespräch führen, bei der
uns insgesamt eine Stunde zur Verfügung steht. Es sollen nach Ihnen noch vier
Herren reden, und da bitte ich Sie wirklich, in den nächsten zwei Minuten zum
Schluß zu kommen.

Matthias Hühn: Gut, ich meine, dann sollten wir aufhören, denn man versteht
die Probleme eines ostdeutschen Unternehmens nicht, wenn man die Grundla-
gen nicht darlegt. Aus diesem Grunde möchte ich wenigstens aus praktischer
Sicht noch auf einige Probleme ostdeutscher Unternehmen bei der Markter-
schließung und der Straffung der Fördermittel eingehen.

Gesprächsleiter Abg. Jörg-Otto Spiller (SPD): Dann würde ich Sie ganz
präzise bitten, in zwei Minuten darzulegen, was nach Ihrer Auffassung geän-
dert werden sollte.

Matthias Hühn: Leider müssen wir nun praktisch die Voraussetzungen aus-
lassen.

Zur Frage 3: Welche Förderinstrumente haben sich nach Ihrer Auffassung am
besten bewährt, welche als eher fragwürdig erwiesen? Positiv ist die Messe-
förderung für den Marktaufbau, die auf Bundesebene 1997 stark zurückgefah-
ren werden soll. Positiv sind desweiteren diverse FuE-Förderprogramme, Inve-
stitionszulagen und Zuschüsse, die aber nur sinnvoll sind, wenn Gewinne er-
wirtschaftet und AfA-Möglichkeiten genutzt werden können, sonst gehen die
AfA gegen das Eigenkapital. Positiv sind auch Förderprogramme für Patentre-
cherchen und -anmeldungen. Ein Problem bei FuE-Förderprogrammen sind
aber sehr aufwendige Beantragungen, hoher Personalaufwand und auch das
hohe Risiko für den Unternehmer, denn er haftet bei Insolvenz und Nichtein-
haltung des Zeitplanes für die Rückzahlung.

Einige Bemerkungen zu den Fragen: Inwieweit könnte durch eine direkte und
systematische Förderung von Forschung und Entwicklung sowie von Unter-
nehmensneugründungen die Bereitstellung von Risiko- und Beteiligungskapi-
tal der Aufbau der neuen Bundesländer effektiver vorangebracht werden?
Halten Sie zusätzliche Hilfen zur Absatzförderung für zweckmäßig und worin
sollten solche Maßnahmen ggf. bestehen?

Verschiedene Politiker forderten kürzlich FuE-Förderung solle entfallen, da
dies Unternehmersache sei. Diese Forderung zeugt von fehlender Sachkenntnis

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Mittelstand in den neuen Bundesländern

der ostdeutschen Wirtschaft. FuE-Förderung und Maßnahmen der Markter-
schließung sind aus unserer Sicht die wichtigsten förderungswürdigen Berei-
che, denn nur hier verbirgt sich unsere Zukunftschance. Heute werden in unse-
rem Unternehmen Umsatzsteigerungen nur mit Produkten durchgeführt, die
seit 1990 erheblich weiterentwickelt oder neuentwickelt wurden. Ohne diese
FuE-Fördermaßnahmen wäre dieser Weg nicht gelungen. Absatzförderung ist
äußerst wichtig. Nutzlose Marktanalysen zweifelhafter Unternehmensberater,
Unternehmensgruppenreisen mit fragwürdigen Ergebnissen sollte man jedoch
nicht fördern.

Unser persönlicher Weg zu neuen Märkten führte über Messeteilnahme und
Messebesuche. Dabei werden Informationen über Land, Markt, Wettbewerbs-
situation, Preise, potentielle Kunden etc. beschafft. Markterschließungskosten
sind heute für uns Messeteilnahme, Prospektdruck, Werbemaßnahmen, Reise-
kosten, technische Schulungen für Kundenpersonal, Testmuster, Marktunter-
suchung, Einstiegspreise und Abnahmen bei Prüforganisationen und techni-
schen Zulassungen.

Gesprächsleiter Abg. Jörg-Otto Spiller (SPD): Ich darf mich bedanken. Ich
wäre Ihnen besonders dankbar, wenn Sie uns das Manuskript hinterlassen
könnten.

Ich möchte nun Herrn Dr. Wagner bitten, der als Vorstandsvorsitzender der
Thüringer Aufbaubank eine „Mittlerposition“ bezieht, uns aus seiner Erfah-
rung darzustellen, welches die wichtigsten Instrumente der Mittelstandsförde-
rung sind, und welche Probleme er bei der Förderung des Mittelstandes in den
neuen Bundesländern sieht.

Dr. Carl-Ludwig Wagner: Vielen Dank Herr Vorsitzender, meine Damen
und Herren. Ich habe Ihnen ein kleines Manuskript übersandt, in aller Kürze
folgende Bemerkungen: Die Förderung muß vor allem da ansetzen, wo die
wichtigsten Probleme sind, soweit mit Geldförderung überhaupt diese Proble-
me überwunden werden können. Das ist nicht durchweg der Fall, man kann
mit Geld nicht alles machen, aber man kann mit Förderung einiges bewirken.
Die größten Probleme der mittelständischen Unternehmen, wie überhaupt der
Unternehmen im Osten Deutschlands, liegen im Marktzugang, im Vertrieb,
aber auch vielfach noch im nicht ausreichendem Know-how bei der Vertrieb-
stechnik, zum Teil auch noch im kaufmännischen Know-how, obwohl sich das
in den letzten Jahren deutlich gebessert hat. In der Modernisierung der Pro-
duktion hat sich einiges deutlich gebessert, es sind erhebliche Fortschritte in
der Entwicklung moderner Produkte gemacht worden. Die Löhne und Lohn-
nebenkosten sind in den letzten sechs Jahren, im Vergleich zur Produktivität,
zu schnell gestiegen. Letztlich bildet fehlendes oder zu geringes Eigenkapital
im Mittelstand ein Problem. Das ganze ist von erstrangiger Bedeutung, weil
von der Entwicklung des Mittelstandes, namentlich auch des industriellen
Mittelstandes, der Erfolg oder Mißerfolg des wirtschaftlichen Aufbaus im
Osten Deutschlands abhängt. Wir haben zu wenige Großunternehmen. Die
wenigen Großbetriebe, die wir in den neuen Bundesländern haben, sind über-