schließen

Fehler melden / Feedback

Angezeigte SeitenWahlperiode 13, Band VI, Seiten 12 und 13 (wp13b6_0017)
betrifft 1)
Fehlerart 1)Seiten-Überschrift falsch
Seiten-Nummer falsch
Seiten-Nummer-Position falsch (rechts/links)
falsches Bild / Bild fehlt
Seite wird nicht angezeigt
Fehler im Text
Formatierung falsch
nicht aufgeführter Fehler / nur Feedback
Ihr Name
Erklärung/Feedback 1)
(nur erforderlich, falls
nicht aufgeführter
Fehler
oder nur Feed­back)
Ihre E-Mail-Adresse 2)
1)  erforderlich
2) für Rückfragen, empfohlen
   
Wahlperiode 13, Band VI, Seiten 12 und 13
12
Protokoll der 22. Sitzung

nung des KZ-Museums, anläßlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der
Befreiung des Konzentrationslagers, Rechnung getragen. Insbesondere aber
bedurfte die Geschichte des Ortes der Ergänzung um die sachliche und ehrli-
che Dokumentation des Buchenwald der Jahre 1945 bis 1950. Die Erinnerung
an das sowjetische Speziallager und seine Opfer ist derzeit Schwerpunkt der
Gedenkstättenarbeit. Im Wissen um die Schwierigkeit der inhaltlichen Neufas-
sung der Gedenkstättenarbeit und der Lösung damit verbundener formeller
Probleme berief die Thüringer Landesregierung 1991 eine hochrangige Histo-
rikerkommission unter dem Vorsitz des Stuttgarter Professors Dr. Eberhard
Jäckel ein, auf deren grundlegenden Empfehlungen die Gedenkstättenarbeit bis
zum heutigen Tage aufbaut. Die zum Teil heftige Auseinandersetzung um die
doppelte Geschichte Buchenwalds enthüllt ein oft schwer zu durchschauendes,
zu ordnendes Geflecht von Erwartungen und Befindlichkeiten und es offenbart
nicht zuletzt oftmals auch einen Mangel an Übung in der gemeinsamen kon-
struktiven und sachlichen Diskussion über unsere eigene Geschichte und deren
internationale Verflechtung.

Unter diesen Bedingungen können wir unserer Aufgabe nur gerecht werden,
wenn wir Prioritäten setzen und einer wissenschaftlich fundierten Dokumenta-
tion der Geschichte mit einer sachlichen und redlichen Geschichtsschreibung
den Vorrang einräumen. Darin sind sich der Stiftungsrat und das wissenschaft-
liche Kuratorium mit der Leitung der Gedenkstätte Buchenwald und Mittel-
bau-Dora und allen ihren Mitarbeitern einig.

Meine besondere Wertschätzung darf ich an dieser Stelle Herrn Dr. Knigge
aussprechen. Es hat mich betroffen gemacht, daß gegen Dr. Knigge ein Er-
mittlungsverfahren wegen des absurden Vorwurfes der Volksverhetzung eröff-
net wurde. Ich habe in dieser Zeit mit meinem Hause Herrn Knigge die volle
Unterstützung und Rückendeckung zugesagt. Um so befriedigter bin ich jetzt,
daß ein solches Verfahren inzwischen eingestellt wurde. Der Vorgang veran-
schaulicht aber, welchem Druck sich die Gedenkstättenleitung bei ihrer Arbeit
ausgesetzt sieht. Und auch in dieser Angelegenheit hat mich Ministerpräsident
Bernhard Vogel ausdrücklich gebeten, auch seine besondere Wertschätzung
der Arbeit von Herrn Dr. Knigge an dieser Stelle auszusprechen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren. Wir haben nicht erwartet, daß es uns
leicht gemacht würde mit der Neufassung der Gedenkstättenarbeit im Freistaat
Thüringen. Die Bedeutung der Aufgabe allerdings und das gemeinsame Ziel
rechtfertigen jede Anstrengung. Vor unserer eigenen Geschichte und in den
Augen der Öffentlichkeit sind wir auf diesem Arbeitsfeld zum Erfolg ver-
pflichtet.

Seien Sie herzlich willkommen zur heutigen öffentlichen Anhörung im Be-
reich der Gedenkstätte Buchenwald.

Vorsitzender Siegfried Vergin: Meine Damen und Herren, die Leitung der
Aussprache, die jetzt folgt, hat mein Kollege Koschyk.

13
Gedenkstättenarbeit für Nachgeborene

Gesprächsleiter Abg. Hartmut Koschyk: Wir kommen zu der Gesprächs-
runde zwischen Mitgliedern der Enquete-Kommission und der Leitung der
Gedenkstätte Buchenwald. Ich bin Herrn Minister Schuchardt sehr dankbar,
daß er selbst auch für diese Aussprache – das heißt auch für Fragen – zur Ver-
fügung steht. Das heißt, die Fragen und Beiträge der Enquete-Kommission
können sowohl an die Leitung der Gedenkstätte als auch an Herrn Minister
Schuchardt als den zuständigen Fachminister gerichtet werden. Von seiten der
Gedenkstätte stehen uns für diese Fragerunde Herr Direktor Dr. Knigge, Herr
stellv. Direktor Lüttgenau und der Leiter der Arbeitsstelle Speziallager 2, Herr
Dr. Ritscher, zur Verfügung. Wir haben in den Fraktionen vereinbart, daß es
zunächst eine Fragerunde der Fraktionen geben wird einschließlich eines je-
weiligen Statements. Mein Vorschlag ist, daß wir dann Herrn Minister
Schuchardt und der Gedenkstättenleitung die Möglichkeit zur Antwort geben.

Und wenn sich die Statementsprecher und Fragesteller der ersten Runde an ih-
ren Zeitansatz halten, werden wir noch Zeit für eine zweite Runde haben.

Ich darf zunächst die CDU/CSU-Fraktion und ihren Sachverständigen, Herrn
Prof. Maser, aufrufen.

Sv. Prof. Dr. Peter Maser: Ich bedanke mich und möchte gleich aus dem
Eindruck heraus auch dieses Besuches in der Gedenkstätte Buchenwald einiges
anmerken. Das können nur kurze Anmerkungen sein, da Zeitbegrenzung vor-
liegt. Es geht – wie hier bereits gesagt wurde – um die Kultur der Erinnerung.
Und wahrscheinlich hat jeder, der an diesem Rundgang teilgenommen hat,
darüber nachgedacht, was bedeutet das eigentlich: Kultur, politische Kultur der
Erinnerung? Zunächst eine kurze Anmerkung, die sehr wohl darum weiß, daß
auch bei einem solchen Rundgang zeitliche Grenzen gesetzt sind. Trotzdem
möchte ich – einfach damit das Bild vollständig wird – hier sagen, es wäre
schon gut gewesen – wir sollten es jetzt wenigstens hier im Kopf haben –,
wenn eben das Mahnmal aus der DDR mitanschaulich geworden wäre, weil
ich glaube, das ist auch eine Aufgabe, die die Gedenkstättenleitung noch zu
lösen haben wird. Wie geht man mit diesem Mahnmal um? Wie wird das, was
dort als Antifaschismus im Verständnis der DDR inszeniert worden ist, in Zu-
kunft weiter bestehen? Wie wird es kritisch und angemessen kommentiert
werden? Ähnliche Fragen richten sich natürlich auch an andere Elemente in
dieser Gedenkstätte, die wir heute bei dem Rundgang nicht gesehen haben. Ich
meine die Gedenktafeln im Krematorium, im Häftlingsbau usw., vor denen
man heute zumindest in Teilen, zum Teil ja auch mit einiger Verwunderung
steht und sie natürlich als historische Dokumente durchaus auch würdigen
kann.

Was mich bei dieser Führung doch wieder sehr, sehr stark persönlich betroffen
gemacht hat ist das Verfahren, daß man hier zunächst diese sehr eindrückliche
Gestaltung des nationalsozialistischen Konzentrationslagers erlebt, wo ich sa-
gen möchte, daß wesentliche Fortschritte erzielt wurden. Die Denkmäler für
die Nationen, das Denkmal für Sinti und Roma und das Denkmal für die Juden
sind eine gute Sache, eine dezentralisierte Erinnerung, die deutlich macht, wie