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Geheimdienstes auf. Dabei handelte es sich um die Chefsekretärin und um
den Generalsekretär – was zweckmäßig war, wie man sich denken kann. Von
daher konnte man in der Geschäftsstelle im Grunde genommen kein offenes
Wort sprechen. Wenn wir uns über Probleme, die wir in bezug auf die Arbeit
bzw. die politische Arbeit hatten, unterhalten wollten, mußten wir ins Freie
gehen. In der Geschäftsstelle war das nicht möglich.
Drittens ging es um ein speziell brandenburgisches Problem. Das geteilte
Berlin mit seinen Westsektoren und seiner West-Berliner F.D.P. lag inmitten
des Landes Brandenburg. Es gab für die sowjetische Führung des Landes
Brandenburg nichts Schlimmeres, als Kontakte mit der Schwennicke-F.D.P.
zu unterhalten – seien sie auch noch so locker. Das heißt, wir mußten unsere
Beziehungen zur F.D.P. im Grunde genommen nach dem Zusammenbruch
der Liberalen Partei im Frühjahr 1948 vollkommen aufgeben, wenn wir nicht
in den Geruch der Spionage, Sabotage und des Antisowjetismus geraten
wollten.
Ein Freund von mir, der durch den sowjetischen Geheimdienst auf mich
angesetzt war, um mich auszuspionieren, hatte törichterweise gleichzeitig
Kontakte mit West-Berlin aufgenommen, um für West-Berlin tätig zu sein.
Er ist zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt worden.
Die Situation der LDPD, um das abschließend zu sagen, in den Jahren von
1946 bis 1950 war – so habe ich das erlebt – von absoluter Machtlosigkeit
gekennzeichnet. Natürlich haben wir uns immer etwas vorgemacht. Wir
dachten, daß wir etwas bewirken bzw. irgend jemandem helfen könnten.
Aber nicht einmal die Parteileitung in Berlin war in der Lage, jemandem
zu helfen, der dadurch in Schwierigkeiten geraten war, daß er mit der SED
oder mit der Besatzungsmacht Konflikte hatte. Dort ließ man die Sache laufen.
Man schüttelte den Kopf, wenn man zu ihnen kam und darum bat, daß sie
jemandem aus der Klemme heraushelfen möchten. Schon im Jahre 1948 ist im
Zusammenhang mit der großen Berlin-Krise deutlich geworden, daß Schicksal
dieser bürgerlichen Parteien nur sein konnte, entweder unterzugehen oder sich
der allgemeinen politischen Situation vollständig anzupassen. (Beifall)
Vorsitzender Rainer Eppelmann: Auch Ihnen, Herr Schollwer, ganz herz-
lichen Dank.- Ich bin froh darüber, daß wir es uns vorgenommen haben,
neben Wissenschaftlern auch Zeitzeugen zu hören. Auch Ihre Reaktion hat
mir gezeigt, daß dies etwas ungeheuer Wichtiges ist. Dadurch wird es ja eine
Geschichte zum Anfassen.
Wir wollen jetzt noch die Berichte der Vertreter der drei eingeladenen
Stiftungen hören.
Zunächst erteile ich Frau Dr. Wilms zu einer kurzen biographischen Ergänzung
das Wort.
Abg. Frau Dr. Wilms (CDU/CSU): Herr Vorsitzender, meine Damen und
Herren!- Ich darf mir erlauben, eine Ergänzung zum Vortrag von Frau Dr.
Wolf vorzunehmen. Sie wollte das wohl aus verständlichen Gründen nicht
selber vortragen.- Der Landesvorsitzende der CDU Brandenburg, Herr Wolf,
ihr Mann, ist 1948 „verunglückt worden“. Das muß man wissen, um auch das
Gesamtbild zu verstehen, das uns Frau Wolf hier dargestellt hat.
Im übrigen möchte ich für unsere Fraktion sehr, sehr herzlich Dank für die
eindrucksvollen Berichte der Dame und der beiden Herren sagen. (Beifall)
Vorsitzender Rainer Eppelmann: Ich glaube, das ist die einhellige Meinung
aller. Herzlichen Dank.- Wir fahren jetzt also mit den drei Kurzberichten über
„Forschung und Archivaufarbeitung zu den Parteien in der SBZ/DDR 1945 bis
1950“ fort. Zunächst hat Frau Wrede-Bouvier von der Friedrich-Ebert-Stiftung
das Wort.
Dr. Beatrix Wrede-Bouvier (Friedrich-Ebert-Stiftung): Der Vorsitzende
hat gebeten, daß wir uns kurz fassen. Ich will versuchen, das zu tun. Dies
könnte mir auch gelingen, weil vieles, was ich sagen wollte, Dieter Rieke
ohne zeitlichen Druck als Zeitzeuge hier doch sehr eindringlich formuliert
hat.
Ich glaube, es ist nicht nötig zu sagen, daß wissenschaftliche Forschungen
an das anschließen, was er vorgetragen hat, und sie abstrahieren es in
mancher Hinsicht. Die Plastizität ist also schon gegeben; das Theoretische oder
Abstrakte wäre dann der Forschung vorbehalten, die wir teilweise betreiben.
Der Name „Friedrich-Ebert-Stiftung“ ist gefallen. Es liegt also nahe, daß es
sich in meinem Vortrag vor allem um Aktivitäten der Sozialdemokratie
handelt. Drei Sorten von Aktivitäten will ich zu Ihrer Information kurz nennen.
Zum einen handelt es sich dabei um Publikationen, die bereits vorliegen.
Zweitens geht es um Aktivitäten, die einen größeren Rahmen umfassen und
an eine breitere Öffentlichkeit gerichtet sind. Drittens nenne ich laufende
Forschungsvorhaben.
Zu den schon vorliegenden Publikationen gehören immer noch Standardpu-
blikationen wie Frank Moraws „Parole der Einheit“. Diese Publikation wurde
neu aufgelegt. Es gehören Materialien dazu, die anläßlich von Jahrestagen
der SED Ende der achtziger Jahre herausgegeben wurden. Weiter nenne ich
Erinnerungsbroschüren, die sich mit dem befassen, was Dieter Rieke eben
erzählt hat. Außerdem geht es um kleinere Dokumentationen aus den Regio-
nen, etwa über Entnazifizierung in Mecklenburg und die Zwangsvereinigung
von KPD und SPD in Mecklenburg-Vorpommern. Weiter nenne ich in diesem
Zusammenhang eine sehr umfangreiche Studie von Manfred Overesch über
Hermann Brill, die gerade auf den Markt gekommen ist. Sie werden sie sicher
kennen.
Zweitens sind Vortragsveranstaltungen zu nennen, die sich im weitesten Sinne
mit dieser Thematik befassen. Dazu dient auch der Gesprächskreis „Ge-