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Wahlperiode 12, Band II/1, Seiten 62 und 63
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Protokoll der 18. Sitzung

die Hälfte davon hat zu wissenschaftlichen oder sonstigen Forschungszwecken
unmittelbar daran gearbeitet.

Die Akten zeigen ausschließlich das parteiinterne Leben. Da die zu den Akten
gehörigen Bücher und Zeitschriften vom ACDP übernommen wurden, hat
auch unsere Bibliothek einen Zuwachs von ca. 20.000 Einheiten an Büchern
und Broschüren zu verzeichnen. Auch alle Zeitungen und Zeitschriften der
Ost-CDU sind seit 1945 nahezu vollständig in unserer Bibliothek zu erhalten.
Zusammen mit den Nachlässen und Nachlaßsplittern derer, die in den Westen
gegangen sind, den Akten der Exil-CDU sowie den Tonbandmitschnitten von
Zeitzeugenbefragungen bieten sich also hervorragende Arbeitsmöglichkeiten,
die bereits intensiv genutzt werden.

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Ich bitte darum, mir bis zur nächsten
Sitzung der Enquete-Kommission das Götting-Zitat zukommen zu lassen. Ich
habe den Eindruck, daß das manche Arbeit erleichtert.

Nun bitte ich Herrn Dr. Jürgen Frölich für die Friedrich-Nauman-Stiftung
um Stellungnahme. Ich selbst muß mich verabschieden und übergebe der
Stellvertretenden Vorsitzenden, Frau Margot von Renesse, den Vorsitz.

Dr. Jürgen Frölich (Friedrich-Naumann-Stiftung): Vorab eine kurze Be-
merkung zum Referat von Herrn Prof. Fischer, dem ich danke, daß er auf die
LDP eingegangen ist. Sie merken schon, ich lege Wert darauf, daß anders als
bei der CDU es bei uns eine große Rolle gespielt hat, daß das Parteikürzel
zunächst LDP war und die Partei LDPD erst seit 1951 oder 1952 – genau
zu dem Zeitpunkt, an dem die Partei gleichgeschaltet worden ist – geheißen
hat. Insofern unterscheiden wir zwischen LDP und LDPD. Deshalb heißt es
Forschungen zur LDP(D).

Die Geschichte der Partei ist als Arbeitsbereich innerhalb der Friedrich-
Naumann-Stiftung thematisch und organisatorisch beim Archiv des Deutschen
Liberalismus in Gummersbach angesiedelt. Das trifft sowohl auf die archiva-
lischen Hinterlassenschaften als auch auf die wissenschaftliche Aufarbeitung
ihrer Geschichte zu. Über beides werde ich kurz berichten.

Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht derzeit ein Forschungsprojekt unter dem
Titel „Liberale unter kommunistischer Herrschaft – die Geschichte der LDP
1945 bis 1952“. Sie werden sofort sagen, daß dieser Arbeitstitel etwas
schwammig ist. Das möchte ich erklären. Dazu ist ein Rückblick auf die
Entstehung des Forschungsprojekts nötig.

Den Ausgangspunkt bildete eine Bemerkung von Wolfgang Leonhard, die
er Ende 1988 bei einem Treffen des LDP-Bundesbeirates gemacht hat.
Der LDP-Bundesbeirat – inzwischen aufgelöst – war damals ein Zusam-
menschluß von ehemaligen LDP-Mitgliedern, die im Westen lebten. Wichtig
ist dabei das Datum 1988, es weist darauf hin, daß die Ursprünge noch vor
der großen dramatischen Wende in Deutschland und in Osteuropa gelegen

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Veränderung des Parteiensystems 1945–1950

haben. Leonhard hat 1988 dazu aufgerufen, die Erlebnisse und Erinnerungen
von liberalen Zeitzeugen während der Entstehungsphase der DDR festzuhalten
und der Forschung zugänglich zu machen. Er dachte dabei natürlich an die
im Westen lebenden ehemaligen Liberaldemokraten. Der Gedanke ist 1989
von der Friedrich-Naumann-Stiftung aufgegriffen worden. Im Sommer 1989
haben wir eine Konzeption für ein Forschungsprojekt vorgelegt, bei dem via
Befragung von liberalen Zeitzeugen neue Erkenntnisse über die Politik und
die Rolle der LDP in den Jahren 1945 bis 1952 gewonnen werden sollten.

1952 ist aus unserer Sicht ein Einschnitt, weil damals die politische Ei-
genständigkeit der LDP aufgrund mehrerer Faktoren – ich erinnere an die
Zerschlagung der Landesverbände, an das Bekenntnis der Parteiführung, am
Aufbau des Sozialismus mitzuarbeiten, und an die Verhaftung eines der beiden
Parteivorsitzenden, Karl Hamann, Ende 1952 – am Ende war. Ansprechpartner
für dieses Projekt war zunächst der LDP-Bundesbeirat. Dieser konnte schnell
gewonnen werden. Andererseits mußten wir uns auch sehr schnell nach einer
Förderung durch öffentliche Mittel umsehen. Ansprechpartner war für uns
das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, das damals noch exi-
stierte. Die Verhandlungen haben sich über längere Zeit hingezogen. Immerhin
haben wir es noch geschafft, im Sommer 1990 eine Vorstudie finanziert zu
bekommen, obwohl schon absehbar war, daß die Existenz dieses Ministeriums
nicht auf Dauer sein würde.

Die Vorstudie hatte zwei Ziele. Zum einen sollten, da ja nun der Zugang
zur DDR wesentlich einfacher war, neue Zeitzeugen gewonnen werden. Wir
haben durch mehrere öffentliche Aufrufe immerhin 180 Liberaldemokraten der
ersten Stunde, also aus der Zeit vor 1952, ausfindig machen können. Diese
alle sind von uns mittels Fragebogen zumindest nach ihren persönlichen Daten
und ihren politischen Aktivitäten befragt worden. Immerhin haben wir 120
Fragebögen zurückerhalten, die wir ausgewertet haben. In dieser Zeit haben
wir Hinweise auf 100 weitere Zeitzeugen bekommen.

Die zweite Aufgabe dieser Vorstudie bestand darin, die neue Quellenlage
zu sondieren. Für uns war das Ziel das Zentrale Parteiarchiv der LDPD.
Das lagerte damals noch im Hauptquartier der Partei. Dieses Parteiarchiv,
eingerichtet 1960, hat sich als zumindest einigermaßen erschlossen und für
die Forschung zugänglich erwiesen. Es war seit 1960 permanent gepflegt
und betreut worden. Das trifft beispielsweise auf die NDPD und deren
Hinterlassenschaften nicht zu.

Nach der Sondierung der Quellen war klar, daß sich das Forschungsprojekt in
seinem Charakter würde völlig ändern müssen. Leider hat es eineinhalb Jahre
gedauert – bis zum Sommer dieses Jahres –, bis wir aufgrund einer Förderung
durch das Bundesinnenministerium damit weiterfahren konnten.

Unser Ziel beim Forschungsprojekt ist geblieben: Es geht darum, das Wissen
über die Geschichte der LDP in den ersten Jahren um die Geschichte ihrer