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hier einmal ganz kurz sagen. Es gibt Förderungen für einzelne Veranstaltungen,
für einzelne Projekte, es gibt keinerlei institutionelle Förderung, und das erste,
was wir jetzt erreicht haben, ist, daß Gabriele Weiler (phon.) nun für 1 Jahr
lang ständig am Ort arbeiten kann. Wir haben ausgerechnet, daß das, was da
bisher an privaten Mitteln eingeflossen ist, ungefähr DM 150.000,- ausmacht
an unbezahlter Arbeit. Das sage ich einfach deswegen, um klar zu machen,
daß die vielen Appelle, die wir gestern gehört haben, die auch wesentlich
sind und weil es die anderen Gruppen genauso betrifft, diese Dinge kosten
eigentlich Geld, und die Appelle alleine nützen uns nichts. Wir müssen dem
Bundestag auch sagen, diese Dinge kosten Geld.
Die Enquete-Kommission muß sich einfach bewußt werden, daß diese Dinge
getan werden müssen, daß sie insgesamt in der Öffentlichkeit zu wenig
gewürdigt, genutzt und gefördert werden.
Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstrasse e.V. (ASTAK): Meine
Damen und Herren, ich spreche hier für den Verein antistalinistischer
Aktionen, Berlin, Normannenstraße, kurz ASTAK e.V. Die ASTAK hat die
Trägerschaft über die Forschungs- und Gedenkstätte in der Normannenstraße.
Die Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße befindet sich in der
Zentrale des MfS, und zwar in dem Haus, in dem Erich Mielke einst residierte.
Vielleicht ein paar Worte zur Entstehung dieser Institution.
Die Forschungs- und Gedenkstätte geht zurück auf einen Beschluß des
Zentralen Runden Tisches vom Januar 1990. Dieser Beschluß wurde dann
später vom Ministerrat der DDR unter der de Maiziere-Regierung bestätigt.
Allerdings wurden im Einigungsvertrag leider keine Festlegungen getroffen,
die die Existenz der Institution dauerhaft gesichert hätten. Parallel zu diesen
Entscheidungen im politischen Raum bildete sich aus dem Bürgerkomitee
Berlin, das sich nach dem 15. Januar nach der Besetzung der Stasizentrale in
Berlin gründete, eine Gruppe von Leuten, die Materialien sammelten, die bei
der Auflösung der Stasi anfielen. Das waren oft genug Sachen, die einfach
auf dem Müll gelandet waren oder wären, wenn sie nicht von uns gesammelt
worden wären. Das betrifft zum Teil Bücher, Dokumente, aber auch viele
andere Sachen, die ich als Politkitsch vielleicht einmal kurz charakterisieren
kann, also Auszeichnungen und ähnliches, was die Herren sich bei festlichen
Anlässen gegenseitig überreicht haben.
Der Verein ASTAK hat zur Zeit 84 Mitglieder, von denen allerdings nur
ein Teil aktiv mitarbeitet. Wir beschäftigen zur Zeit in der Forschungs- und
Gedenkstätte 13 Mitarbeiter über ABM-Mittel. Die ABM-Verträge laufen
in Kürze aus, aber wir hoffen, daß sie uns doch noch ein Jahr verlängert
werden.
Zu unserem Konzept: Die Forschungs- und Gedenkstätte versteht sich als
Institution, die politische Bildungsarbeit macht. Ich kann das vielleicht ganz
kurz zitieren aus unserem Konzept. Das politische Bildungskonzept der
Forschungs- und Gedenkstätte ist auf Informationen über die Geschichte
und das politische System der DDR gerichtet und fordert darüber hinaus zu
kritischen Auseinandersetzungen mit diesem Teil der deutschen Geschichte
heraus. Am Beispiel der DDR soll das breite Spektrum von Mitteln und
Methoden der Machtergreifung und der totalitären Machtausübung gezeigt
werden. Insbesondere soll die Situation des einzelnen im Spannungsfeld
zwischen Mittäterschaft, Anpassung und Widerstand verdeutlicht werden.
Auch dadurch ist dies für rund 16 Millionen Menschen in den neuen
Bundesländern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie. Den
Bewohnern der alten Bundesländer bietet sich die Möglichkeit, sich mit jenem
Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte zu befassen, der in der politischen
Bildungsarbeit der Bundesrepublik Deutschland oft genug vernachlässigt
wurde.
Wir haben, nachdem wir die Möglichkeit hatten, einige Etagen in diesem
Hause einzunehmen, in dem Mielke einst residierte, angefangen, dort eine
Ausstellung aufzubauen. Diese Ausstellung wurde eröffnet im Herbst 1990.
Seitdem wurde ständig an der Erweiterung und Verbesserung der Ausstellung
gearbeitet. Einige Themenschwerpunkte der Ausstellung kann ich kurz aufzäh-
len. Erstens einmal Arbeitsweise und Struktur der Stasi, wobei das Ganze ein-
gebettet ist in das politische System der DDR. Die Stasi wird also nicht isoliert
betrachtet. Es gibt einen Raum mit dem vorhin schon erwähnten Politkitsch.
Es gibt einen Ausstellungsteil, in dem Betroffene dieses Systems berichten, in
dem Einzelschicksale dokumentiert sind. Es gibt einen Ausstellungsteil über
Internierungslager im Zeitraum 1945–1950 in der SBZ/DDR. Es gibt einen
Ausstellungsteil über die innerdeutsche Grenze, über die Zwangsaussiedlungen
nach dem Mauerbau und über die Berliner Mauer. Des weiteren werden von
uns Veranstaltungen organisiert und durchgeführt, Diskussions- und Vortrags-
veranstaltungen. Es wurde von uns ein Konzept für Lehrerfortbildungskurse
beim Berliner Schulsenat eingereicht. Wir sind des weiteren dabei, eine Biblio-
thek aufzubauen, die Bücher sammelt, die sich mit dem Thema befassen. Wir
haben eine kleine Dokumentation von Stasi-Unterlagen und wir sind dabei, ein
Zeitungsarchiv anzulegen. Des weiteren gehört zu den Räumen, über die wir
verfügen, auch eine Begegnungsstätte. Das ist ein ehemaliges kleines Kasino,
das für die engste Führungsriege Mielkes im Haus 1 existiert hat. Wir nutzen
dieses Casino jetzt als Begegnungsstätte. Die Besucher, die zu uns kommen,
das sind zum großen Teil auch Gruppen, angemeldete Gruppen von anderen
freien Trägern der politischen Bildungsarbeit. Diese Gruppen treffen sich zum
Abschluß der Führungen in diesem Begegnungscafé, haben die Möglichkeit,
über die Eindrücke, die sie gerade vermittelt bekamen, sich noch einmal
auszutauschen. Sehr wichtig ist nach unserer Erfahrung diese Begegnungsstätte
vor allen Dingen für die Besucher, das sind in aller Regel Einzelbesucher, die
selbst Opfer dieses Systems gewesen sind. Gerade bei diesen Leuten spürt