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Wahlperiode 12, Band IX, Seiten 166 und 167
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Protokoll der 14. Sitzung

die Möglichkeiten der Bespitzelung ausdehnt. Kriegsdienst- und Totalverwei-
gerer werden strafrechtlich verfolgt. Der kalte Krieg wurde in Deutschland
beendet, und dafür wurde ein heißer Krieg im Nahen Osten unterstützt. Mein
Mitarbeiter, rechts neben mir, wird noch kurz etwas zu den Projekten innerhalb
der Umweltbibliothek sagen.

Ich will nur kurz sagen, was eigentlich unsere Besucher oder die Inter-
essierten bei uns nutzen können. Das sind also verschiedene Archive, das
Oppositionsarchiv. Da verfügen wir über vielleicht das umfangreichste Archiv
von Flugblättern, Informationsschriften, also diese Sammelsatzsachen, die
sicherlich auch in anderen Archiven gesammelt werden. Da gibt es auch
eine beginnende Zusammenarbeit. Dann ein Zeitungsartikelarchiv. Auch hier
läuft sicherlich manches parallel mit ASTAK usw., aber wir haben dann auch
zu inhaltlichen Schwerpunkten aktuelle Zeitungsausschnitte gesammelt. Ein
Videoarchiv. Da können wir auch Leihgaben der Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit in Berlin anbieten, Fernsehmitschnitte und Aufzeichnungen
auch von Oppositionsveranstaltungen, z. B. dieser Kirchentag von unten 1987,
die vor ’89 liefen.

Zur Person Matthias Domaschk, ist vielleicht nicht so bekannt. Das ist auch
ein Freund von mir gewesen. Ich habe in Jena gewohnt, und er ist bei der
Staatssicherheit ums Leben gekommen. Er ist also ein exemplarischer Fall. Er
hat damals bei der Oppositionsbewegung mitgearbeitet, und deswegen haben
wir seinen Namen angenommen.

Und das ist das eigentliche Archiv mit den Stasiunterlagen. Da haben wir also
Dienstanweisungen, Richtlinien, Propagandamaterial, Hinweise über MfS-
Struktur, Schulungsmaterial, also diese Geschichten, die da in den Müllcon-
tainern rumlagen, Befehle, IM-Berichte teilweise usw. Mit Zustimmung der
Betroffenen sammeln wir jetzt auch die Akten, die Betroffene jetzt schon
selbst bei der Gauckbehörde einsehen und kopieren konnten. Dieses Archiv
ist an zwei Tagen in der Woche auch für Besucher geöffnet. Ferner stehen
eine Bibliothek mit Fachliteratur, auch über Faschismus und Antisemitismus,
sowie ein Vereinscafé zur Verfügung.

Zu den angefragten Problemen: Während die für die Repression in der
DDR Verantwortlichen und Funktionierenden weiterhin in ihren Villen mit
Seeblick wohnen, steht uns bereits wieder das Wasser bis zum Hals. Noch
halten wir uns mittels ein paar ABM-Stellen über Wasser, sporadisch erhalten
wir Spenden, z. B. auch von Bundestagsabgeordneten, manche sitzen hier,
die von ihren Diäten etwas abgegeben haben. Es hilft schon weiter. Wir
schreiben Bettelbriefe, aber unsere finanzielle Situation ist denkbar schlecht.
Monatlich betragen die laufenden Kosten etwa 4.000,– DM. Davon sind allein
2.000,– DM für Miete, die bekanntlich noch steigen wird. Der „telegraph“
steht in den roten Zahlen. Ein Rückzug in den Keller scheint bereits
unausweichlich. Abgaben aus dem eigenen Einkommen nehmen wir dann noch

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Erfahrungsaustausch

zur Finanzierung, also jeder gibt ungefähr 100,– DM noch rein, von seinem
eigenen Einkommen, so vorhanden. Wir haben es zwar geschafft, auch ohne
ABM-Stellen und ohne Außenfinanzierung, das Projekt Umweltbibliothek
aufrechtzuerhalten, aber auch jetzt, nachdem seit 1. Juli ABM-Stellen vom
Arbeitsamt bewilligt wurden, ergeben sich neue Schwierigkeiten. Wir haben
z. B. keine Zahlungen erhalten seit dem 1. Juli, aber das Problem betrifft auch
verschiedene andere Träger. Das ist also ein spezielles Berliner Problem dort.
Und es kommt dann dazu, nebenbei ergibt sich der Effekt, daß auch einige
unserer Mitglieder ausschließlich mit bürokratischen Verwaltungsaufgaben
beschäftigt sind und damit zumindest zeitweise der inhaltlichen Projektarbeit
verlorengehen.

Unser Problem ist wie bei den anderen, daß eine Minimalfinanzierung nur
eben reicht, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Eine ganze Menge mehr wäre
möglich. Neue Bücher müßten gekauft werden, Materialen, Arbeitsgeräte
usw. Eigentlich könnte auch unser Projekt nur durch eine rege Finanzierung
überleben. Das wäre hier auch unser wichtigstes Anliegen, da nachzufragen,
wie kann die Enquete-Kommission das anschieben oder direkt tragen, wie
auch immer.

Da kam etwas vom Dachverband. Das würde uns nicht so gefallen. Ich
finde es ganz wichtig, daß die Autonomie der Projekte erhalten bleibt.
Eine Zusammenarbeit gibt es. Mit Bürgerkomitees treffen wir uns, und
natürlich müssen wir uns abstimmen, daß wir kompatible Datenbanksysteme
verwenden. Daß vielleicht auch bei uns drin steht, gut, die und die Bücher
stehen in Magdeburg, wenn ein Benutzer kommt, daß man da auch verweisen
kann. Das wäre der Idealzustand, aber dazu braucht es Gelder, braucht es
auch Qualifizierungsmöglichkeiten.Wir haben das ja alle uns selber irgendwie
angeeignet. Die anderen hier auch alle, die hier sitzen.

Unabhängiger Verein zur historischen, politischen und juristischen Aufar-
beitung der DDR-Vergangenheit, Herr Schlanert: Mein Name ist Schlanert.
Ich gehöre diesem Verein an. Der Verein hat seinen Sitz in Rostock. Ich
bedanke mich, daß ich hier unsere Initiative heute kurz vortragen kann.
Viele Dinge sind bereits gesagt, daher möchte ich gleich überleiten in die
Schwerpunkte dieses Vereins. Der Verein hat sich zum Ziel genommen, die
Berufsverbotspraxis an dem Bereich „Flotte“ in Rostock zu verfolgen. So
ein Verein wächst ja mit denen, die ihn gründen, und daher werden auch die
Themen bestimmt. Das zweite ist Enteignung, Zwangsverkäufe und die ganzen
Grauzonen davor und danach. So gehöre ich z. B. selbst dazu; die Aktion
„Rose“ zählt zu meinem Familienschicksal. Soweit ich inzwischen erfahren
habe, hat es einen Modellfall vorweg gegeben, der hieß Aktion „Oberhof“.
Daraus habe ich Kontakte entwickelt zu anderen, die scheinbar ähnliche
Dinge erlitten, die man vorher nicht kannte. Dann werden weiterhin als dritter

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