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Wahlperiode 13, Band III/3, Seiten 2806 und 2807
 

Bundesanstalt für Arbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit in den neuen Bun-
desländern – Ausgangsbedingungen und Einsatz aktiver
Arbeitsmarktpolitik im ostdeutschen Transformations-
prozeß1

 

1.Die Herausforderung: Ökonomische Ausgangslage und gesamtwirt-
schaftlicher Aufholprozeß in Ostdeutschland
2.Entwicklungstendenzen auf dem Arbeitsmarkt
2.1Die Vergangenheitsentwicklung und Perspektiven
2.2Aktivitäten der Treuhandanstalt 1990 bis 1995
2.3Umschichtungen nach Wirtschaftsbereichen und Personengruppen
2.4Entwicklung regionaler Disparitäten
3.Einsatz und Funktionen der Arbeitsmarktpolitik im Transformations-
prozeß
4.Zum Erfolg der aktiven Arbeitsmarktpolitik
4.1Das Spannungsfeld: Individuelle Erträge und Arbeitsmarkteffekte
4.2Entlastungswirkung und Kostenvergleich
4.3Zum Verbleib von Maßnahmeteilnehmern
4.4Der Brückenschlag zur Strukturpolitik
5.Schlußfolgerungen
Literaturverzeichnis
Anhang: Tabellen und Übersichten

 

1. Die Herausforderung: Ökonomische Ausgangslage und
gesamtwirtschaftlicher Aufholprozeß in Ostdeutschland

Mit der Öffnung gegenüber den Weltmärkten erwies sich sowohl die interne
Arbeitsteilung der DDR-Wirtschaft als auch die Arbeitsteilung im Rat für ge-
genseitige Wirtschaftshilfe (RGW) als obsolet. Der plötzlich einsetzende
Wettbewerb wirkte auf die vormals abgeschottete Volkswirtschaft Ost-
deutschlands wie ein Schock. Er wurde durch die mit der Währungsunion

 

  1. Der vorliegende Bericht wurde für die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ erstellt. An ihm haben mitgewirkt: Hans-Uwe Bach, Dieter Blaschke, Uwe Blien, Christian Brinkmann, Matthias Gutsche, Ulrich Möller, Jürgen Kühl, Peter Schnur, Eugen Spitznagel, Werner Steckel, Eberhard Wiedemann und Claudia Wolfinger. Die Autoren sind Mitarbeiter/-innen des IAB und der Fachabteilung der Hauptstelle der BA.
2807
Arbeitsmarkt und Arbeitslosigkeit

(Mitte 1990) verbundene Aufwertung der Währung in einer Größenordnung
von 300 bis 400% noch zusätzlich verstärkt. Hinzu kamen weitere Probleme
wie eine häufig unzureichende Produktqualität.

Der Kapitalstock war nach neuen westlichen Maßstäben antiquiert. Die Pro-
duktivität je Erwerbstätigenstunde betrug etwa ein Drittel der westdeutschen.
Die öffentliche Verwaltung – ein wichtiger Faktor für ökonomische Prosperität
– war nicht auf das neue System hochdifferenzierter rechtlicher Regelungen
zugeschnitten, das im Zuge der politischen Einigung im Oktober 1990 mit ge-
ringfügigen Anpassungen von Westdeutschland übernommen wurde.

Scharfe Einbrüche der Produktion, vor allem im Bereich von Industrie und
Landwirtschaft, waren die Folge (rascher Rückgang im Verarbeitenden Ge-
werbe auf rund zwei Drittel der Nettoproduktion des 2. Halbjahres 1990, das
entspricht etwa einem Drittel des Ausgangsniveaus vor der Einigung; Wieder-
anstieg seit dem 2. Halbjahr 1993). Verschärfend wirkte dabei der Ausfall we-
sentlicher Außenmärkte vor allem in Osteuropa. Als Ergebnis von zunächst zu
geringen Innovationen und Investitionen und auch der Privatisierungspolitik
der Treuhandanstalt vollzog sich in den ersten Jahren der Transformation eine
weitgehende De-Industrialisierung Ostdeutschlands, der nunmehr eine langsa-
me Re-Industrialisierung folgt.

Das reale Bruttoinlandsprodukt insgesamt sackte innerhalb von zwei Jahren
auf zwei Drittel des DDR-Niveaus von 1989. Vor allem durch Zuwächse im
Baugewerbe und im Dienstleistungsbereich stieg es 1992 bis 1995 in einer
Größenordnung von 6% bis 9% jährlich wieder an. Der Rückgang des Arbeits-
volumens und – wegen des massiven Einsatzes von Kurzarbeit (Kug) zeitver-
zögert – der Erwerbstätigkeit konnte erst Anfang 1994 gestoppt werden (Auto-
rengemeinschaft 1997).

In Zwischenbilanzen (u. a. Manfred Wegener: Die deutsche Einigung oder das
Ausbleiben des Wunders, 1996) wird immer wieder auf die Vielschichtigkeit
des „Großexperiments der deutschen Einigung“ hingewiesen. Die anfangs teils
euphorische Perspektive wich sehr schnell einer realistischeren Einschätzung
der Anpassungslasten. Es wird allgemein davon ausgegangen, daß Probleme
der deutschen Einigung nicht allein in den ökonomischen Fehlern und Fehlein-
schätzungen seit 1990 zu sehen sind. „Teilweise unbewältigt geblieben sind
auch die Schwierigkeiten des abrupten Regimewechsels im sozial-gesell-
schaftlichen Gefüge, beim Erobern ausländischer Märkte und beim Erwerb
von Managementfähigkeiten sowie bei der Übernahme von komplizierten Re-
gelungen der Marktwirtschaft, die in spezifisch deutscher Ausprägung oft
überperfektioniert sind. Die Mühseligkeiten des sozialen Lernprozesses wur-
den auf beiden Seiten unterschätzt, vernachlässigt oder sogar übersehen.“
(Wegener, S. 14).

So unbestreitbar es vor allem darum ging, eine marode Wirtschaft zu sanieren,
eine verschlissene Infrastruktur wieder aufzubauen und den Einigungsschock
zu überwinden, so mühsam gestaltete sich im einzelnen der gesamtwirtschaft-