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Wahlperiode 12, Band IX, Seiten 198 und 199
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Protokoll der 14. Sitzung

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Ja, herzlichen Dank. Auf meiner Liste
stehen noch 6 Erstmeldungen und zwei, die gern noch ein zweites Mal reden
würden. Wir müssen sehen, wie wir mit der Zeit hinkommen. Ich möchte die
Diskussion jetzt öffnen, damit auch die eine Chance haben, die schon geredet
haben, noch mal Fragen hier an die Enquete-Kommission zu stellen. Denken
Sie allerdings daran, wir sind bei 17.40 Uhr, d. h. wir haben noch etwas
mehr als ein Stündchen für einander Zeit. Wir sollten pünktlich aufhören. Sie
brauchen überhaupt nicht nervös zu werden.

Kunstdokumentation SBZ/DDR e.V., Herr Pohl: Wir sind eine Kunstdoku-
mentation, haben einen Verein gegründet, der nennt sich Kunstdokumentation
SBZ/DDR. Und zwar geht es um bildende Künstler, eine Problematik, die
bisher überhaupt noch niemals in der Öffentlichkeit war, über Schriftsteller
ist geredet worden. Mit der Gründung wollten wir dann auf die alarmierenden
Nachrichten über einen Verlust der Quellenlage reagieren. Wichtige Materia-
lien wurden der Forschung bereits entzogen. Manchmal ist der Quellenverlust
zwecks Verwischung von Spuren gezielt geschehen, manchmal im Gefolge
struktureller Veränderungen oder einfach aus Unkenntnis. Wenn man dem
nicht Einhalt gebietet, werden zahlreiche Kunstvorgänge im ostdeutschen
Raum, die der Aufklärung bedürfen, sich nicht mehr wissenschaftlich re-
konstruieren und bewerten lassen. Vieles liegt überhaupt gänzlich noch im
dunkeln. Auch hat der Literatur- und Prominenz-Zentrismus, der in der Dis-
kussion über die DDR-Kultur immer wieder zur beobachten ist, den Blick auf
nichtliterarische Kunstgattungen, für normale oder durch keinerlei Herausge-
hobenheit geschützte, der Macht einfach so preisgegebene Künstler verstellt.
Demokratischer Sinn kann sich mit dergleichen Verengung, ja Verharmlosung
der Problematik nicht abfinden. Er fordert eine breitere, tiefere Analyse, es
darf keine neuerliche Verdrängung von Geschichte geben.

Wir bitten deshalb die Enquete-Kommission und alle um Unterstützung durch
Hinweise auf bislang unbekannte und noch nicht genügend beleuchtete Fälle
von kunstpolitischer Manipulation seitens der Machthaber in der ehemaligen
SBZ und in der ehemaligen DDR, auf Fälle von Verfolgung, Ausgrenzung,
Diskriminierung, Vertreibung von bildenden Künstlern, Kunsthändlern und
Kunstsammlern, auf verbotene, behinderte, vorzeitig geschlossene Ausstellun-
gen und auf unterdrückte Schriften, auf alle Fälle von Beschlagnahmung und
Vernichtung von Kunstwerken und Sammlungen.

Ich gehöre selbst zu denen, die entsorgt worden sind, nämlich mit ihrem
Werk, das sie bis zu ihrem 40. Lebensjahr geschaffen haben. Und ich bin
nicht der einzige. Darüber redet keiner. Aber die Herren – ich habe gestern
im Mitteldeutschen Rundfunk im Erfurter Gespräch eine Diskussion gehört
mit Herrn Tübke: von einer Insel der Seeligen haben sie da gesprochen. Es
ist einfach eine Impertinenz, sich so darzustellen und so zu tun, als hätte es
verfolgte bildende Künstler nicht gegeben, und lediglich so zu tun, als würden

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Erfahrungsaustausch

jetzt ihre Werke entsorgt, es stimmt nicht. Leider sind die Medien in eine Art
Affengeilheit verfallen, sich besonders dieser Leute zu bedienen, von Leuten
befragt, die keinerlei Kenntnis haben, welche Fragen sie zu stellen haben,
und es wird niemand eingeladen, der eine entsprechende Gegenposition auf
vernünftiger und Erfahrungsbasis einbringt. Und so kann es dann geschehen,
daß das Überkommene aus der DDR, was die Kunst, die bildende Kunst
betrifft, weiterhin hier herumgeistert. Das betrifft natürlich auch westdeutsche
Galeristen, die damit ihre Geschäfte gemacht haben. Die haben natürlich eine
Menge der Herren eingekauft, das sind jetzt Bleikammern geworden, und
nun warten sie auf die Zuwächse. Und wenn ich mir hier in Leipzig jetzt
ansehe, was in einer Ausstellung abläuft, da ist es so, als wenn die Wende
nie stattgefunden hätte. Die verfolgten, ausgegrenzten Künstler sind gar nicht
vorhanden. Also frage ich mich, was da abläuft.

Jetzt will ich noch etwas auf Fragen der Dokumente und dergleichen, die das
belegen, und vor allen Dingen auf die drohende Gefährdung von öffentlichen
und privaten Archiven eingehen. Ich habe die Möglichkeit, ein Archiv zu
übernehmen von einem Professor Dr. Max Kober, der gestorben ist. Dieses
Archiv steht zur Forschung zur Verfügung. Es kostet Geld, es muß transportiert
werden, es muß gesichert werden, dazu braucht man Geld. Und die ganze
Forschung, die abläuft, kann nicht in neben-, in ehrenamtlicher Arbeit getätigt
werden, dazu brauchen wir vertrauenswürdige Historiker, Kunstgeschichtler –
also das ist eine Problematik, die man nicht so nebenbei am Nachmittag
machen kann, dann wird daraus nichts. Also, das bitte ich zu bedenken,
daß das ein langwieriger Prozeß sein wird, der aber, wenn er nicht bald
angegangen wird, versanden wird, weil die Archive verschwunden sind und
gesäubert werden. Wir sind natürlich auf Spenden angewiesen und arbeiten
auf gemeinnütziger Basis.

Zum Schluß will ich noch folgendes sagen: Ohne oberflächlichen Pauschal-
urteilen über die Rolle der Kunst und der Kunstwissenschaft in der ehe-
maligen DDR Vorschub zu leisten, aber auch in klarer Absage an die um
sich greifende nostalgische Verklärung der DDR- Realität wollen wir alle
sachlich-kritischen Bestrebungen, die wirklichen Leistungen herauszustellen
und die Kunstvorgänge in der DDR zu erhellen, unterstützen und bekanntma-
chen sowie auch selber mit Hilfe von geeigneten Aufträgen und Projekten die
Forschung vorantreiben, Ausstellungen veranstalten, Periodika herstellen, die
dann der Wissenschaft und der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt werden.
Ein erstes Ausstellungsprojekt soll der Zeit von 1945 bis 1953 gelten. Diesem
Kunstverein oder diesem Verein für Dokumentation gehört eine gute Melange
von Ost-West-Leuten an, die sich in diesem Metier einigermaßen auskennen.

Neues Forum, Frau Jeske: Ich komme vom Neuen Forum, Fachforum
Wirtschaft. Wir bündeln die Vorwürfe im Prozeß der Umwandlung der volks-
eigenen Betriebe in Kapitalgesellschaften, seitdem dieser Prozeß ansteht, und

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