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Wahlperiode 13, Band III/1, Seiten 236 und 237
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Protokoll der 29. Sitzung

Gesprächsleiter Abg. Prof. Dr. Rainer Ortleb (F.D.P.): Dankeschön. Herr
Dr. Buck bitte.

Dr. Hannsjörg Buck: Ich möchte auf die Frage von Herrn Kowalczuk ant-
worten. Natürlich hat der Zeitgeist der 70er Jahre auch Einfluß auf die Pro-
grammierung von Forschungszielen innerhalb der DDR-Wirtschaftsforschung
gehabt. Es ist richtig, daß so manche, aus dem Aspekt heraus, die DDR darf
nicht mehr existentiell in Frage gestellt werden und schon gar nicht destabili-
siert werden, sich vielleicht in dem, was sie dann für persönliche Forschungs-
ziele ansahen, zurückgenommen haben. Das meine ich auch beobachtet zu ha-
ben. Ich kann das von mir selber aus nicht sagen; jemand der 10 Jahre im For-
schungsbeirat für Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands groß geworden
ist und um sich herum die Creme der DDR-Wirtschaftsforscher von der ord-
nungspolitischen Theorie versammelt sah, der konnte sich mit dieser Zeitgeist-
strömung nicht im Einklang befinden.

Bei mir ist es auch so gewesen, daß ich niemals für eine Tagung in der DDR
eine Einreise bewilligt bekommen habe. Ich habe zu einer Tagung, die 1988 in
Leipzig stattfinden sollte, in der Handelshochschule, wo es um Fragen der Ost-
West Wirtschafts- und Technikkooperation ging, einen Antrag auf Einreise
gestellt, der mir zusammen mit einem weiteren westdeutschen Wirtschaftswis-
senschaftler verwehrt worden ist. Das war ein klarer Verstoß gegen das Wis-
senschaftsabkommen, das im September 1987 bei dem Besuch Honeckers in
der Bundesrepublik beschlossen worden ist. Mein Fall und der des anderen
DDR-Wirtschaftsforschers sollte auch ins Gespräch, in den dafür zuständigen
Kommissionen zwischen der Bundesrepublik und der DDR, gebracht werden.

Es ist tatsächlich so, daß es auch Behinderungen im Hinblick auf die Aufklä-
rungsforschung über die Verhältnisse in der DDR gab. Ich sage hier zum er-
sten Mal öffentlich, daß Vertreter des Bundesumweltministeriums z. B. zwei
Jahre lang erfolgreich sabotiert haben, daß es einen Umweltbericht der Bun-
desregierung über die Umweltverwüstungen in der DDR gegeben hat. Nach
den Materialien zum Bericht zur Lage der Nation hat das Bundesministerium
für innerdeutsche Beziehungen vorgeschlagen, sofort auch einen Umweltbe-
richt „Materialien zur Lage der Umwelt in der DDR“ herauszubringen. Zu die-
sem Zweck stellte es bereits ein Team von Wirtschaftswissenschaftlern, Um-
weltforschern und anderen zusammen. Eine sehr große interdisziplinäre Wis-
senschaftstruppe sollte sich diesem Thema widmen. Diese Sabotage dauerte so
lange an, bis dann die DDR untergegangen ist. Dieser Umweltbericht ist nie
zustande gekommen. Und wenn Sie sich das noch einmal vor Augen führen,
dann ist es eben so, daß diese Zeitgeistbeeinflussung sich irgendwo auch bei
dem einen oder anderen DDR-Wirtschaftsforscher oder DDR-Forscher breit-
gemacht hat. Ich bedaure das nur heute.

Gesprächsleiter Abg. Prof. Dr. Rainer Ortleb (F.D.P.): Ich danke allen Be-
teiligten. Ich bitte, meine harte Hand zu entschuldigen, aber so habe ich wenig-
stens erreicht, daß wir nur eine halbe Stunde überzogen haben. Mit Zustim-

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Wirtschaft – Sozialpolitik – Gesellschaft

mung des Vorsitzenden wird vorgeschlagen, die Sitzung sofort, ohne Pause
fortzusetzen.

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Vielleicht darf ich noch zwei Sätze dazu
sagen. Der Kollege Jork hat jetzt mit all seinen Mitstreitern die komplizierte
Aufgabe, die halbe Stunde wieder reinzuholen, zumindestens sollte das Ziel
vor Augen stehen, daß wir hier um 20.00 Uhr fertig werden. Wir sollten dabei
ein bißchen an uns denken und vor allen Dingen an die Zuhörer, die hier nicht
als Redner beteiligt sind, sondern 10 Stunden lang zuhören. Aus diesem Grun-
de sollten wir versuchen um 20.00 Uhr fertig zu werden, in der Hoffnung, daß
der eine oder andere von Ihnen morgen wiederkommt.

Gesprächsleiter Abg. Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU): Darf ich, ehe ich
richtig anfange, noch einen Hinweis geben, mein lieber Herr Vorsitzender.
Draußen sind Leute, die uns Kaffee und Kuchen anbieten. Sie sind von der Il-
lusion ausgegangen, daß nach dieser Pause wohl Schluß sein könnte. Wenn Sie
also noch etwas holen wollen, sollten Sie die Gelegenheit jetzt wahrnehmen.

Ja, ich nehme unseren Vorsitzenden sehr ernst, deshalb bitte ich also, den
ehemaligen Volkskammerkollegen Dr. Hielscher als ersten Platz zu nehmen,
denn der Herr Vorsitzende hat mir ja eine Vorlage gegeben, die ich benutze.
Ich freue mich feststellen zu können, daß wir offensichtlich personell vollstän-
dig sind und möchte gleich in Anbetracht der Zeit auch zur Sache kommen.
Noch einmal eine Eingangsbemerkung: Ich hatte mir heute früh erlaubt festzu-
stellen, daß der Übergang wohl durch den Quotienten aus dem gewünschten
Endzustand und dem Eingangszustand gegeben ist. Und wenn wir das auf die
DDR-Wirtschaft und das bisher Diskutierte beziehen, muß ich als Reglungs-
techniker feststellen, daß das System unvollständig bestimmt und mehrdimen-
sional ist, und daß eine eindeutige Definition dieses Transformationsprozesses
bisher überhaupt nicht möglich ist. Es könnte sein, und das wünschen wir uns,
daß wir eine Erhellung in der jetzt folgenden Runde bekommen. Ich schlage
vor, daß gleich Herr Claßen vom Wirtschaftsministerium beginnt.

Horst Claßen: Ja, vielen Dank Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und
Herren, das Thema, das mir gestellt ist, „Zwischenbilanz des Transformations-
prozesses“ impliziert verschiedene Fragestellungen.

Einmal natürlich die Frage: Wie war eigentlich die Ausgangslage 1990, d. h.
wo kommt die ehemalige DDR-Wirtschaft überhaupt her? Dann die zweite
Frage: Was haben wir in diesen Jahren erreicht? Das ist die Frage nach der
Aktivseite der Bilanz. Dritte Frage: Was bleibt zu tun? Welche ungelösten
Probleme stehen noch vor uns? Die Frage nach der Passivseite und schließlich:
Wie geht es weiter? Das betrifft vor allen Dingen die Frage nach dem künfti-
gen Kurs der Wirtschaftspolitik.

Ich war leider nicht in der Lage, die Diskussion heute von Anfang an zu ver-
folgen, ich bitte daher um Entschuldigung, wenn vielleicht einiges, was von
mir vorgetragen wird, im Laufe des Tages schon erwähnt worden ist.