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Wahlperiode 13, Band III/1, Seiten 460 und 461
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Protokoll der 29. Sitzung

kreuzigten ausbreiten, um auf nichtgewährte Einreisemöglichkeiten und andere
Behinderungen hinzuweisen, als wären es Wundenmerkmale in Folge voll-
brachter Heldentaten. Eine Wissenschaftlerin, die am Eröffnungstag eine ihrer
diesbezüglichen Heldenstories erzählte, hat gerade hier den Raum verlassen.
Was nützen diese dauernden Hinweise auf die fehlende Quellenzugängigkeit
und verschlossenen Archive? Es kommt auf das Durchdenken und Voraus-
schauen an. Ich frage Sie: „Haben die Physiker gewartet, bis die Positronen
aus dem Atomkern einen Zettel mit der Aufschrift – Hier sind wir – herausge-
reicht haben“? Alle die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen
beobachtenden Wissenschaften sind aufgerufen, ganz ernst zu Werke zu ge-
hen. Ich möchte mich bei der Enquetekommission bedanken, daß sie hier zu
mindestens zeigt, wo die Schwächen unter den Wissenschaften bei der Aufbe-
reitung der Vergangenheit liegen.

Und noch ein Wort zu der doch mancherorts fehlenden Freude über die Einheit
und das glückliche Ende der Teilung 1989 und zum Aufrechnen von Geldern.
Wir streiten uns um das Kruzifix im Schulzimmer unter dem Motto „Verlust
christlicher Werte im Abendland“. Über das neutestamentarische Gleichnis
vom verlorenen Sohn reden wir nicht. Vielleicht tun wir das nicht, weil darin
nicht die Schulden aufgerechnet wurden. Dieser Sohn hatte sich freiwillig vom
Hof des Vaters entfernt. Er war nicht als Folge eines gemeinsamen Versagens
in die Fremde geraten. Doch heimkehrend wurde er mit offenen Armen emp-
fangen. Ich danke.

Gesprächsleiter Abg. Jörg-Otto Spiller (SPD): Vielen Dank. Ich denke wir
haben jetzt eine Menge Anregungen für die Diskussion bekommen. Ich schla-
ge trotzdem vor, daß wir 10 Minuten Pause machen, und daß wir uns dann
11.02 Uhr hier wieder versammeln.

Wir kommen jetzt zur Diskussion. Wir haben bisher drei Wortmeldungen. Als
erster Herr Dr. Jork bitte.

Abg. Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU): Dankeschön Herr Vorsitzender,
meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe zwei Fragen bzw. Fragen-
komplexe.

Der erste geht an Frau Keller und Herrn Professor Maier zur Sanierung und der
zweite betrifft die Forschung. Da möchte ich dann Herrn Schmachtenberg und
Herrn Professor Schmidt ansprechen.

Ich möchte aber eingangs doch noch zwei, drei Sätze sagen, und ein bißchen
auf die Bildersprache in dem ungeplanten Eingangsreferat von Herrn Kollegen
Spiller eingehen. Die Theorie, die Ideologie war „überholen ohne einzuholen“.
Das ist richtig. Wir haben im Betrieb bei uns gesagt „untertauchen ohne ein-
zutauchen“. Das war die Praxis, nicht nur im Betrieb, sondern auch zu Hause.
Wenn wir jetzt zur Zukunft und zum Ausblick etwas sagen, dann wünschte ich
mir die Auffassung „trittfassen ohne fallen“. Ich habe erst überlegt, ob ich
stolpern sagen sollte, aber ich glaube, wir sind schon genug gestolpert. In die-

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Wirtschaft – Sozialpolitik – Gesellschaft

sem Sinne wünsche ich mir auch, daß wir heute zum Ausblick und zur Emp-
fehlung vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch etwas sagen.

Herr Spiller hatte noch ein anderes Bild, auf das ich kurz eingehen möchte. Er
sagte, die Landschaft blüht noch nicht. Das stimmt, wir wissen als Bundes-
tagsabgeordnete, daß in Bonn der Frühling immer ein bißchen eher ist. Ich will
sagen, daß es nicht reicht zu warten bis der Frühling kommt. Wir müssen, und
dazu sind wir sicher da und uns auch einig, düngen, pflügen und gießen. Da ist
eine Menge zu tun und wir haben hier, so denke ich, gemeinsam den Wunsch,
darüber nachzudenken, wie wir das richtig machen. Insofern noch einmal die
Bitte, ehe ich jetzt zu den Fragen komme, wenn wir hier unter der Überschrift
„Ausblick“ diskutieren, besteht für mich der Wunsch, Empfehlungen zu hören.
Wenn wir von Politikverdrossenheit hören, dann bedeutet das doch, daß man
im Hinterkopf sicherlich weiß, wie man es besser machen sollte. Nun geben
Sie uns etwas ins Stammbuch mit, damit wir Schularbeiten bekommen und
bleiben dabei auf dem Boden der Praxis!

Jetzt zu meinen beiden Fragen an Frau Keller und Herrn Professor Maier. Frau
Keller, Sie haben gesagt, es ist unsaniert privatisiert worden, das wäre ein
Fehler. Wer sollte sanieren? Wer sollte das Management machen? Die Frage
ist auch so gemeint, daß ich an die Zukunft denke. Wie lange sollte saniert
werden? Mit welcher Marktsicherheit mit Blick auf den Weltmarkt sollte dann
saniert werden?

Frau Keller, Sie wissen genau und wahrscheinlich besser als mancher, auch als
ich, wie das in der Textilindustrie aussieht. Wir wissen auch, daß die Textilin-
dustrie in der Bundesrepublik einen sehr schmerzhaften Schrumpfungsprozeß
durchgemacht hat. Wie sollte man denn z. B. unter den genannten Fragen mit
unserer Textilindustrie in den neuen Bundesländern umgehen? Wie sollte da-
bei der Lohnausgleich Ost-West während dieser Sanierung gestaltet sein?
Auch heute noch ist an vielen Stellen, wir haben es die letzten Tage gehört, die
Arbeitsproduktivität geringer. Ich weiß nicht, wie dies in der Textilindustrie
aussieht.

Schließlich komme ich zu der Frage: Wer zahlt die Zeche? Das war der Teil
zur Sanierung.

Nun zur Forschung: Ich würde schon gerne erfahren, wie man angesichts des
desolaten Zustands – vor allem der Industrieforschung und der fehlenden
Möglichkeit, eigene Betriebe in den neuen Bundesländern in die Forschung
einzubinden – nicht nur weltmarktfähige Produkte, sondern Spitzenprodukte
hervorbringen kann? Wie sollte man die Forschung praxisnah organisieren?
Wie sollte die Förderung der entsprechenden Partner in den neuen Bundeslän-
dern unter dem Blickwinkel der bestehenden Dynamik des Globalisierungs-
prozesses insgesamt aussehen? Das ist eine Kernfrage. Innovation ist hierbei
ein Schlagwort. Wir müssen die Forschung im Osten voranbringen. Es steht
für uns schon die Frage, ich bin im Forschungsausschuß, wie machen wir das