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Wahlperiode 13, Band VI, Seiten 84 und 85
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Protokoll der 22. Sitzung

nicht eine Arbeit wie jede andere ist, mit großem Dank entgegennehmen muß
und diesen Dank auch öffentlich ausspricht. Die Anhörung hat uns die Schwie-
rigkeiten und Sensibilitäten noch einmal sehr deutlich gemacht, sie zeigt auch,
wie wichtig diese Arbeit um die Erinnerung, aber auch um das richtige Wissen
ist und daß dies sichtbar zu halten ist. Dies ist eine Arbeit, die wirklich für die
Festigung und den weiteren Ausbau unserer Demokratie von großer Bedeutung
ist. Ich richte dann einen ganz konkreten Dank noch an die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter hier in Buchenwald für ihre Unterstützung heute, stellvertre-
tend dafür möchte ich insbesondere Frau Härtel erwähnen, die nicht nur den
heutigen Tag das Ganze hier mit im Griff halten mußte, sondern die auch die
Vorbereitung durchgeführt hat. Dafür Ihnen also, Frau Härtel, und den Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern herzlichen Dank.

[Beifall]

Damit ist die Anhörung der Enquete-Kommission hier in Buchenwald beendet.
Vielen Dank, kommen Sie gut nach Hause und auf Wiedersehen!

Ende der Sitzung:18.26 Uhr

ANHANG

Öffentliche Aussprache

Beginn: 17.05 Uhr – Ende: 18.13 Uhr

Vorsitzender Siegfried Vergin: Meine Damen und Herren, unser Thema
heißt Gedenkstättenarbeit für Nachgeborene. Dazu haben wir, und das möchte
ich an erster Stelle sagen, dankenswerterweise von sehr sehr vielen schon die
Antworten bekommen, von den Verbandsvertretern, die alle heute hier mit auf
dem Podium sitzen. Es sind immer Ungerechtigkeiten und Befindlichkeiten,
die übrig bleiben, aber wir wollen jetzt die Stunde nutzen, möglichst viele
noch zu Wort kommen zu lassen und wenn es nötig wird, daß auch von Seiten
der Beteiligten darauf reagiert werden kann. Ein Thema bleibt schon stehen, da
würde ich Herrn Dr. Knigge bitten, sich das schon zu notieren, das ist eine Fi-
nanzfrage, die noch nicht beantwortet ist, wenn Sie die später dann mit auf-
nehmen. Herr Dr. Peter Fischer ist Mitarbeiter von Herrn Bubis und der Ver-
treter des Zentralrats der Juden in Deutschland in Berlin und er kümmert sich
sehr intensiv darum – überall wo ich in Gedenkstättenfragen auftauche, ist er
auch da. Ich bin ja inzwischen – nach 8 Stunden kann man das mal ruhig sagen
– so ein Gedenkstättenonkel geworden und von daher kenne ich natürlich vie-
le, die hier heute agiert haben. So, wer wünscht das Wort? Sie haben sich als
erster gemeldet, ich bitte Sie an die Mikrophone links und rechts zu gehen,
nennen Sie bitte Ihren Namen und evtl. wenn Sie eine Organisation vertreten,
auch die Organisation, wenn Sie sich selbst vertreten, dann natürlich nur Ihren
Namen.

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Gedenkstättenarbeit für Nachgeborene

Wolfgang Kusior: Mein Name ist Wolfgang Kusior, ich bin zwar in keinem
der Opferverbände direkt drin, aber meine Aufgabe ist es, beim Berliner Lan-
desbeauftragten für die Stasiunterlagen die Tätigkeit der Opferverbände zu ko-
ordinieren und insofern halte ich mich auch für zuständig in dieser Frage. Es
gibt auch noch einen anderen Grund, weshalb gerade ich jetzt hier ans Mikro-
phon trete, weil in der letzten Zeit zunehmend Vertreter von Opferverbänden
an mich herantreten, insbesondere was die kleinen Lagergemeinschaften be-
trifft und mich darum bitten, ihre Interessen auch mal an Vertreter der Politik,
an Vertreter der Verwaltung heranzutragen, was ich hiermit auch machen will.
Es ist hier an verschiedenen Stellen davon gesprochen worden, daß es eine Art
Konsens gebe zwischen Vertretern der Wissenschaft, Opferverbänden und der
Politik. Ich wäre froh, wenn wir eine solche Situation hätten. Das, was ich in
der letzten Zeit erlebt habe, ist häufig genug eher der Dissens gewesen. Nun ist
das Problem, daß es die Opferverbände in dieser Gesamtheit, wie sie hier
manchmal dargestellt werden, gar nicht gibt. Es gibt Einzelvertreter von Op-
ferverbänden, die manchmal, ich glaube auch aus guten Gründen, eine sehr
deutliche Sprache finden müssen, um überhaupt gehört zu werden. Ich will mal
an einem ganz kurzen Beispielfall darlegen, was das eigentliche Problem ist.
Es ist an verschiedenen Stellen davon gesprochen worden – Herr Vergin sagte
es vorhin –, vor allem zähle der Respekt vor den Opfern, Herr Finn hat das
Wort aufgegriffen und hat das von den Opferverbänden für die Zeit nach 45
gegenüber den Opfern vor 45 noch einmal extra betont. Und ich glaube, an
diesem Respekt fehlt es insbesondere von einer ganz bestimmten Seite. Das
betrifft Gedenkstättenleitungen. Ich will mal eine ganz konkrete Adresse sa-
gen. Der Beispielfall, von dem ich jetzt hier spreche, da handelt es sich um die
Gedenkstätte in Sachsenhausen. In Sachsenhausen gibt es eine Arbeitsgruppe,
die sich mit dem Lager Sachsenhausen 1945 bis 1950 beschäftigt. Auf einer
ganzen Stelle in dieser Arbeitsgruppe sitzt jemand, der hat hier für die En-
quete-Kommission auch schon einmal eine Expertise abgegeben, das ist der
Herr Dr. Pries, der ist für Vertreter der Opferverbände, ich glaube, das kann
ich so definitiv sagen, der ist für diejenigen untragbar.

[Beifall]

Aus welchen Gründen? Herr Pries war bis 1989 Mitarbeiter am Institut für
Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Nun ist das nicht etwa nur ein rei-
nes Forschungsinstitut sozialwissenschaftlicher Art gewesen, sondern es war
die Ideologieschmiede der SED. Nun kann man sagen, nach 1989 hat eine
Wende stattgefunden und Herr Pries hat sich mitgewendet. Seine wissen-
schaftlichen Arbeiten deuten durchaus darauf hin. Seine politische Tätigkeit in
der Historischen Kommission der PDS jedoch nicht. Die Historische Kommis-
sion in der PDS hat die Funktion des IML, welches aufgelöst wurde, über-
nommen, besonders die ideologiebildende Funktion. Aus diesem Grund – die
PDS als eine Nachfolgepartei einer totalitären Partei – ist jemand, der in einer
Ideologieproduktion dieser Partei an zentraler Stelle stand, nicht tragbar. Der
Gedenkstättenleiter von Sachsenhausen meinte im August, er sei nicht mehr in
dieser Funktion im Sprecherrat der Historischen Kommission der PDS, eine