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Magdalena Heider „Die Rolle des Kulturbundes 1945 bis 1950“ | 89 |
Lothar Dralle „Funktion und Rolle der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freund- schaft und ihrer Vorgängerorganisationen“ | 95 |
Diskussion | 105 |
Vorsitzender Rainer Eppelmann: Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte Sie alle ganz herzlich begrüßen.
„Sie alle“ heißt zunächst: die Zeitzeugendie zu uns gefunden haben. Das
sind u. a. Frau Dr. Erika WolfHerr Dieter RiekeHerr Wolfgang Schollwer.
Sie wurden von den Fraktionen benannt. Außerdem sehe ich unter uns
Bundesminister a.D. Hans Katzerden ich herzlich begrüßen möchte. Dasselbe
gilt für die Herren Roland BudeGerold Rummler und Heinz Putzrath.
Ihnen allen liegt der Ablaufplan für den heutigen Tag vor. Daraus ist zu
erkennendaß wir einige Sachverständige um Referate gebeten habenmit
denen sie uns in das Thema „Die Veränderung des Parteiensystems in der
DDR von 1945 bis 1950“ einführen sollen.
Wir wollen dann an zwei Stellen miteinander ins Gespräch kommen und
Fragen an die Referierenden stellen. In diesem Zusammenhang sollen dann
die Zeitzeugen – punktweise zumindest – die Möglichkeit habenaus ihren
Biographien zu berichtendenn das gehört unserer Meinung nach einfach mit
dazu. Wir wollen hier ja kein wissenschaftliches Kolloquium durchführen,
sondern es soll ein Stück von dem deutlich werdenwas das Leben der
Menschen in der DDR zwischen 1945 und 1990 – heute geht es aber nur
um die Zeit von 1945 bis 1950 – ausgemacht hat.
Herzlich möchte ich auch diejenigen begrüßendie ich bisher – namentlich
zumindest – noch nicht begrüßt habe. Dabei handelt es sich um Zuhörerdie
ganz einfach sagen: Das ist ein interessantes Thema. Deswegen bin ich auch
hier.
Mit besonderer Freude begrüße ich auch die Vertreter der hochlöblichen
Presse. Stellvertretend möchte ich hier Herrn Dr. Stock begrüßenweil ich
davon ausgehedaß er über diese Anhörung auch berichten wirdso daß die
Öffentlichkeit ein Stück davon mitbekommtdaß es eine Enquete-Kommission
gibtdie arbeitet und sich nicht nur über die Stasi Gedanken macht.
Die Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der
SED-Diktatur in Deutschland“ wird sich in den nächsten Monaten vorrangig
mit dem Themenkreis „Machtstrukturen und Entscheidungsmechanismen im
SED-Staat“ befassen. Dabei wird es um die Frage der Verantwortung gehen.
Der Schwerpunkt in diesem Themenkreis wird nicht auf historischem Gebiet
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liegen. Jedoch ist die Darstellung einiger historischer Grundvoraussetzungen
der SBZ/DDR unerläßlich.
Mit ihrer heutigen öffentlichen Anhörung unternimmt die Enquete-Kom-
mission den Versuch, die Hintergründe eines wesentlichen Teils der DDR-
Geschichte auszuleuchten, nämlich die Veränderung des Parteiensystems in
den Jahren von 1945 bis 1950. Diesem Thema sind auch mehrere von
der Kommission in Auftrag gegebene Expertisen gewidmet. Die Anhörung
verfolgt den Zweck, bisher vorliegende Ergebnisse der Forschung der Kom-
mission und der Öffentlichkeit bekannt zu machen und zugleich die Bezüge zur
Lebenspraxis in der damaligen Zeit deutlich werden zu lassen. Gegenstand der
heutigen Veranstaltung wird die Entstehung des sogenannten sozialistischen
Mehrparteiensystems in den Jahren von 1945 bis 1950 sein. Dabei spielen
selbstverständlich die entsprechenden Konzeptionen der KPD gegen Kriegs-
ende, die Wandlung der SED zur kommunistischen Kader- und Massenpartei –
insbesondere durch die Ausschaltung sozialdemokratischer Einflüsse – und
nicht zuletzt der sowjetische Einfluß auf die Parteien in der SBZ eine wichtige
Rolle.
Da die KPD/SED die Massenorganisationen zielstrebig zur Durchsetzung ih-
res Hegemonieanspruches und zur Gleichschaltung der nichtkommunistischen
Parteien eingesetzt hat, wird hier auch von einigen der Massenorganisationen
in der SBZ/DDR die Rede sein müssen.
Schließlich werden wir Informationen darüber erhalten, inwieweit das Ar-
chivgut der Parteien aufgearbeitet ist, in welchem Umfang es schon jetzt
für Forschung zur Verfügung steht und welche Forschungen zum Thema der
heutigen Anhörung von der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Konrad-Adenauer-
Stiftung und der Friedrich-Naumann-Stiftung betrieben werden.
Die heutige Anhörung wird die Veränderung des Parteiensystems in den
ersten Nachkriegsjahren in Ostdeutschland und ihre Hintergründe sicher nicht
voll aufklären können. Ein wichtiges Ergebnis wird sein, daß der heutige
Kenntnisstand zu unserem Thema deutlich wird, daß erkennbar wird, wo
Lücken sind, wo für die Forschung neue Schwerpunkte gesetzt werden müssen
und wo und in welchem Ausmaß neue Quellen zur Verfügung stehen.
Sie merken, die eigentliche Arbeit der Enquete-Kommission hat eben erst
begonnen. Wir hoffen, heute neue Erkenntnisse über die Nachkriegsentwick-
lung in Ostdeutschland und über die Verantwortlichkeiten für die Errichtung
der SED-Diktatur zu erhalten – aber auch über Versuche, den Lauf dieser
Diktatur aufzuhalten.
Nicht zuletzt erhoffen wir uns Informationen als Grundlage für Fragen an
Zeitzeugen und an schriftliche Quellen, die wir jetzt stellen müssen. Wir
hoffen, daß wir da endlich mit brauchbaren Antworten rechnen können.
Lassen Sie mich nach dieser offiziellen Begrüßung und Einführung noch ein