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Wahlperiode 12, Band II/4, Seiten 3002 und 3003
3002
Alexander Fischer (Vortrag)

und Honecker, die sich stets auch von den Grundsätzen ihrer „sozialistischen
demokratischen Weltanschauung“ leiten ließen, haben – mit der DDR als
Kernstaat – über vier Jahrzehnte hinweg die Weichen in Deutschland in
Richtung auf eine Auffassung von Demokratie zu stellen versucht, von der ein
„Aktivist der ersten Stunde“ wie der Liberaldemokrat Johannes Dieckmann,
der spätere langjährige Präsident der Volkskammer der DDR, schon 1945
zu sagen wußte, daß sie, „wenn sie sich gestalten kann und gestaltet hat,
vermutlich der russischen Auffassung näher verwandt sein [werde] als der des
Westens“.

Wer die Frühgeschichte des Sowjetstaates, etwa die Jahre zwischen 1918 und
1932, kennt, der würde bestätigen müssen, daß KPD bzw. SED alles getan
haben, um diesem bolschewistischen Vorbild nachzueifern. Maßnahmen oder
Vorgänge wie beispielsweise die Einführung der staatlichen Handelsorganisa-
tion, die Kollektivierung der Landwirtschaft, die Durchsetzung handwerklicher
Produktionsgenossenschaften, der „Sturm auf die Festung Wissenschaft“, die
Gleichschaltung der Gewerkschaften oder der Kampf gegen die Kirche im
Zeichen eines militanten Atheismus hatten alle ihr Vorbild im frühen Sowjet-
rußland. Die Renommiertruppe des Ostberliner Wachregiments trug nicht ohne
Grund den Namen Feliks Dzierzynskis, des Begründers der „Allrussischen
Außerordentlichen Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution und
Sabotage“, der sog. Tscheka. Und um den Faktor „Kalter Krieg“ nicht zu
vergessen: Natürlich hat die DDR an der Seite Moskaus auch eine zentrale,
bisher eher verkannte Rolle in der Ost-West-Auseinandersetzung gespielt.
Diese bedingungslose Bindung an den Sowjetstaat hat freilich – Ironie des
„unverbrüderlichen“ Bruderbundes DDR/UdSSR – auch das Ende des deut-
schen „Friedensstaates“ herbeigeführt und damit dessen brüchige Fundamente
offengelegt. Als nämlich die polnische Solidarnosc Anfang der 80er Jahre den
Ostblock aufzusprengen begann und auf diese Weise den Anfang vom Ende
des Kalten Krieges markierte, sich in der Folge zudem die Sowjetunion – wie
der Zarenstaat des 19. Jahrhunderts – als ein „Koloß auf tönernen Füßen“
erwies, war das Schicksal des „real existierenden Sozialismus“ auf deutschem
Boden besiegelt, das Ende der DDR geradezu zwangsläufig.

(Vortrag in der nichtöffentlichen – 5. – Sitzung am 8.5.1992)

 

Hermann Weber


Entwicklungsphasen der DDR-Geschichte

 

I.

Es ist selbstverständlich nicht möglich, die vierzigjährige Geschichte der DDR
in einer halben Stunde zu referieren. Für den Zweck der Kommission kann
es jedoch sinnvoll sein, markante Zäsuren in der Entwicklung der DDR zu
beschreiben und dabei auch aus meiner Sicht einige Grundprobleme dieses
zweiten deutschen Staates zu benennen. Dabei werden dann auch einige
historische Defizite und Hypotheken deutlich, die die Geschichte durchzogen
und auch erklären, warum der Zusammenbruch der DDR erfolgt ist.

In bezug auf den Forschungsstand habe ich bereits in einer früheren Sitzung
der Enquete-Kommission auf das Gutachten zur Deutschland- und DDR-
Forschung von 1978 verwiesen, an dem auch Alexander Fischer und Friedrich-
Christian Schroeder mitgearbeitet haben. Zu nennen ist weiterhin mein 1988
erschienener Band „Die DDR 1945–1986“, in dem ich den Forschungsstand
dargestellt habe. Auf immerhin 60 Seiten kann man sich hier einen Überblick
verschaffen. Dies gilt auch für die Bibliographie, die mit 1.200 Titeln
als einigermaßen vollständig zu betrachten ist. Bei Prüfung der Themen
Opposition und Verfolgung entsteht ein anderes Bild. Es ergibt sich dann
eine Zahl von nur 50 in der Bundesrepublik erschienenen Titeln, von denen
allein fünf aus der Feder von Karl Wilhelm Fricke stammen. Man erkennt
hier also die Aufgabe, daß dort Lücken geschlossen werden müssen, wo
der Tatbestand unter den damaligen Verhältnissen in der DDR nur schwer
festgestellt werden konnte. Gerade für die DDR-Entwicklung sind die Themen
„Opposition“ und „Anpassung“ wichtig. In der DDR hat es bekanntlich nie
eine Identität zwischen Führung und Volk gegeben. Die breite Mehrheit hatte
sich zwar anzupassen, wenn es nicht anders ging, aber eine Identifizierung mit
der Politik der Führung hat sich nicht entwickelt. Soviel als Vorbemerkung.

 

II.

Zu den Ausführungen von Alexander Fischer, der die politischen Konzep-
tionen der Besatzungsmacht und der deutschen Kommunisten vorgestellt hat,
ist zu betonen, daß zwischen den Planungen und den Realisierungen häufig
eine deutliche Diskrepanz besteht. Auch die deutschen Kommunisten konnten