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Wahlperiode 12, Band V/1, Seiten 14 und 15
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Protokoll der 46. Sitzung

jener Alternativen gedacht und entschieden, die im Westen unserer Heimat
vorgebildet waren. Andere Lösungsmöglichkeiten hatten bald keine wirkliche
Chance mehr.

Die Veränderung der internationalen Rahmenbedingung der Deutschlandpo-
litik, insbesondere der Zusammenbruch der kommunistischen Regimes in
Osteuropa, verstärkten aber auch außerhalb unseres Landes die Einsicht,
daß nur die Wiedervereinigung Deutschlands die vorhandenen Probleme lösen
könnte.

Heute, wo manche der ersten Träume bereits ausgeträumt sind, erkennen
wir, daß die internationale Verantwortung Deutschlands gewachsen ist. Der
Zerfall der politischen Blöcke in Europa hat uns endgültig die Möglichkeit
genommen, hinter dem breiten Rücken der Siegermächte von einst in politische
Deckung zu gehen. Wir dürfen wieder selbständig entscheiden, nein, wir
müssen wieder selbständig entscheiden. Wir sind heute auch wieder voll dafür
verantwortlich, daß der Frieden in Europa und in der Welt erhalten bleibt.

Um dies immer so gut wie möglich tun zu können, ist es wichtig und
notwendig – notwendend –, sich mit unserer Geschichte immer wieder zu
befassen. Auch dem soll unsere heutige Sitzung dienen.

Ich bitte jetzt Frau Dr. Wilms, hier die Gesprächsleitung zu übernehmen und
den nachfolgenden Historikern die Möglichkeit zu geben, uns ihr Wissen
kundzutun.

(Beifall)

Gesprächsleiterin Dr. Dorothee Wilms (CDU/CSU): Meine Damen und
Herren! Erlauben Sie mir zu Beginn unserer Anhörung, zu Beginn der
Vorträge und der Diskussion einige Anmerkungen zur deutschlandpolitischen
Bedeutung der Berlin-Politik der Jahrzehnte zwischen 1945 und 1990.

Berlin, die zwischen West und Ost und zwischen Freiheit und Unfreiheit
geteilte deutsche Hauptstadt, war das unübersehbare Symbol für die Teilung
Deutschlands, aber ebenso auch für seine Einheit. Nirgendwo war die deutsche
Teilung sichtbarer, und nirgendwo zeigte sie sich brutaler als in dieser Stadt,
die im Jahre 1961 dann noch durch die unsägliche Mauer zerteilt wurde.

Aber auch nirgendwoanders als hier in Berlin wurde die Unnatürlichkeit der
deutschen Teilung sichtbarer. Wer auf diese Stadt blickte, spürte, daß dieser
Zustand nicht dauerhaft, nicht auf alle Zukunft so bleiben konnte.

Meine Damen und Herren, ich selber habe viele hochrangige ausländische
Besucher in diesem Hause, im Deutschen Reichstag, geführt und ihnen von
einem der Fenster aus die Mauer gezeigt. Niemand ging unbeeindruckt nach
Hause. Es gab niemanden, der sagte: Dies muß oder wird ein Dauerzustand
sein.

Überall in der Welt galt Berlin als Symbol für die ungelöste deutsche Frage.

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Internationale Rahmenbedingungen

Ich denke, man verstand auch die Bedeutung jenes Wortes, das da lautete: Die
deutsche Frage ist offen, solange das Brandenburger Tor zu ist.

Aber Berlin war auch noch mehr. Berlin war auch ein Symbol des Frei-
heitswillens. Der Westteil der Stadt lag äußerst gefährdet als Insel inmitten
des kommunistischen Machtbereichs. Jedoch ließen sich die Menschen weder
durch die kommunistische Blockade 1948/49 noch durch die von Chruscht-
schow angezettelte Berlin-Krise der Jahre 1958 bis 1961/62 einschüchtern.
Sie blieben unbeirrt auf dem Kurs von Freiheit und Demokratie. So erwarb
sich der Westteil dieser Stadt in aller Welt den Ruf eines Leuchtturms der
Freiheit.

Aber auch im Ostteil Berlins – das wissen wir heute besser als in den Jahren
zuvor – haben die Menschen ihren Willen zur Freiheit und zur Einheit auf
dramatische Weise unter Beweis gestellt. Ich erinnere hier noch einmal an
den 17. Juni 1953. Wie wir heute wissen, war der damalige Aufstand nicht
nur ein Lohnstreit, sondern ein echter Aufstand in Berlin und vielen anderen
Orten der DDR für Freiheit und auch für Einheit.

Immer wieder ließen in Ost-Berlin Menschen Proteste laut werden. Dies
verstärkte sich in den 80er Jahren. Wir beschäftigen uns auch damit. Diese
Proteste brachten vielen Menschen im Ostteil dieser Stadt Gefängnis oder
Ausweisung ein.

Als sich dann die große historische Chance am 9. November 1989 bot, brach
der Freiheitswille der Menschen in Ost-Berlin endgültig eine Bresche in die
Mauer, und der Weg zur Einheit Deutschlands in Freiheit wurde beschritten.

Meine Damen und Herren, daß die historische Entwicklung so laufen konnte,
lag nicht zuletzt an dem Fortbestand des freien West-Berlin. Es lag an der
Bereitschaft der westlichen Alliierten, für die Freiheit der Menschen in ihrem
Schutzbereich einzustehen und ihre eigenen Interessen zu vertreten. Ohne
das Engagement der drei westlichen Schutzmächte – dabei ragten die USA
heraus – hätte West-Berlin nicht überleben können.

Diese Solidarität der Schutzmächte hat sich bis hin zur deutschen Wiederver-
einigung bewährt.

Grundlage dieses westalliierten Engagements zugunsten Berlins war der Vier-
mächtestatus der deutschen Hauptstadt. Dieser Status war vielen Anfeindungen
ausgesetzt, nicht nur von seiten der Sowjetunion und der DDR-Regierung,
sondern auch im Westen Deutschlands – einschließlich West-Berlins. Es gab
manche Politiker, die diesen Viermächtestatus als „Formelkram“ betrachten
wollten und sich aus sogenannten realpolitischen Gründen gern darüber hin-
weggesetzt hätten.

Es ist wahr – dies kann ich aus eigenem Erleben bestätigen –: Dieser Status
war eine nicht nur rechtlich sehr komplizierte und schwierige Angelegenheit.
Offizielle innerdeutsche – einschließlich innerberliner – Begegnungen mußten