schließen

Fehler melden / Feedback

Angezeigte SeitenWahlperiode 12, Band VIII, Seiten 750 und 751 (wp12b8_0753)
betrifft 1)
Fehlerart 1)Seiten-Überschrift falsch
Seiten-Nummer falsch
Seiten-Nummer-Position falsch (rechts/links)
falsches Bild / Bild fehlt
Seite wird nicht angezeigt
Fehler im Text
Formatierung falsch
nicht aufgeführter Fehler / nur Feedback
Ihr Name
Erklärung/Feedback 1)
(nur erforderlich, falls
nicht aufgeführter
Fehler
oder nur Feed­back)
Ihre E-Mail-Adresse 2)
1)  erforderlich
2) für Rückfragen, empfohlen
   
Wahlperiode 12, Band VIII, Seiten 750 und 751
750
Protokoll der 45. Sitzung

delehrerin mit Parteiaspirantur, und ich kann Ihnen auch einmal zur Freude,
damit wir wenigstens noch einen lustigen Abschluß haben, das Thema der
Doktorarbeit vorlesen (Sie gilt heute noch als Historikerin und wird als
Akademikerin bezahlt.): „Die führende Rolle der Bezirksparteiorganisation
Potsdam der SED beim weiteren Aufbau der Grundlagen des Sozialismus in
der Zeit von der 25. Tagung der SED im Oktober 1955 bis zum V. Parteitag
der SED im Juli 1958“. Wie gesagt, hier sind die Beweise.

Gesprächsleiterin Maria Michalk (CDU/CSU): Vielen Dank, Frau Stor-
beck. Selbst über das Letzte kann man nun gar nicht mehr lachen. Ich danke
Ihnen besonders, daß Sie den Mut hatten, Ihre ganz persönliche Geschichte
hier zu erzählen. Ich glaube, durch so etwas kann man erst richtig verstehen,
warum uns diese Geschehnisse so tief in den Knochen stecken, wie wir so
schön sagen.

Frau Barbe, bitteschön.

Abg. Frau Barbe (SPD): Ganz kurz zu Ihnen, Frau Storbeck: Wir haben das in
Berlin ganz legal und offiziell, also in meinem Wahlkreis Hellersdorf-Marzahn
sind natürlich in der Mehrheit PDS-Mehrheiten und demzufolge auch jeweils
drei Stadträte, u. a. auch eine ehemalige Mitarbeiterin des Ministeriums für
Volksbildung, die an der Erstellung von Mathematikbüchern beteiligt war und
ganz öffentlich behauptet hat, sie hat natürlich von allem nichts gewußt und
niemandem geschadet usw. Sie kennen ja die alte Leier. Aber jetzt zu Ihnen,
Frau Tonndorf-Erke, ich habe einfach ein paar Nachfragen: Ist Ihnen die Liste
bekannt, die mir auch zugeschickt worden ist vom Bürgerkomitee, eine Liste
mit 22 belasteten Mitarbeitern im Arbeitsamt, und stimmt das so, wie es
aufgeführt ist, mit den ehemaligen Funktionen und jetzigen Funktionen –
trifft das zu? Zweitens: Trifft es zu, daß Ihnen ein Disziplinarverfahren von
der jetzigen Direktorin angedroht worden ist und Ihnen unterstellt wurde,
Sie hätten sich in irgendeiner Weise gegen das Arbeitsamt vergangen, und
trifft es auch zu, daß, nachdem Sie sich darüber beschwert haben, daß das
ja nicht zutrifft, daß diese Arbeitsamtsdirektorin das einfach stillschweigend
zurückgenommen hat? Als drittes: Wie schätzen Sie die Äußerung von Herrn
Maibaum ein? Ich empfinde sie als unzutreffend, blauäugig und naiv; alle, die
aus der DDR kommen, konnten ja bei den Ausführungen bei Herrn Maibaum
bloß den Kopf schütteln. Und die letzte Frage: Sie haben ja eine Qualifikation
und sitzen, soviel ich das weiß, auf einer untergeordneten Stelle. Meiner
Ansicht nach haben Sie eine höhere Qualifikation als sämtliche Leute da,
diese 22 Leute, die hier aufgelistet sind und die dort in dem Arbeitsamt IX in
Treptow hohe Funktionen erfüllen. Danke.

Sibylle Tonndorf-Ehrke: Ja, zumindest habe ich von der Qualifikation her
den Dienstposten im Arbeitsamt IX, auf dem für mich keine Stasi-Überprüfung
anfällt, weil ich noch nicht einmal Amtmann wäre. Also ich sitze auf einer V b/
A 9, das ist das Eingangsamt im gehobenen Dienst. Ich bin Vollakademikerin,

751
Seilschaften in den neuen Bundesländern

habe Arbeits- und Sozialwissenschaften studiert, 5 Jahre lang, habe auch eine
ordentliche Diplomarbeit geschrieben und habe z.Zt. eine Verwendung als
Arbeitsvermittlerin, das ist z.Zt. eine Abordnung als Sachbearbeiterin, auch
nach der Dotierung V b. Zu Ihrer Frage nach der Liste: Ich bin das erste Mal
mit dieser Liste konfrontiert worden von Herrn Maibaum bei seinem Besuch
im Arbeitsamt IX. Er hat mich dort nach einigen Mitarbeitern befragt, die
auf der Liste stehen, und hat mich gefragt, welche Kenntnisse ich darüber
habe. Natürlich wurde wieder nachgefragt, ob denn vielleicht zufälligerweise
Frau Tonndorf-Ehrke eine solche Liste verbreitet hätte. Alles das, was an
politischen Anwürfen in diesen Ämtern vorgebracht wird, ob es im Arbeitsamt
IX ist oder auch in dem Amt, in das ich abgeordnet bin, im Arbeitsamt VII,
wird automatisch mit meiner Person in Zusammenhang gebracht. Das muß ich
eindeutig so sagen.

Es hat am Freitag einen weiteren Vorfall gegeben, Anruf des Direktors
des Arbeitsamtes VII. Es wurden Flugblätter ausgelegt in Wartezonen im
Arbeitsamt VII, die auf die heutige Veranstaltung hier aufmerksam gemacht
haben, und ich bin dort nach einer Methode behandelt worden, die ich aus
schlimmsten DDR-Zeiten kenne. Ich bin von einer Vorzimmerkraft ans Telefon
geholt worden, um eine Abschnittsleiterin anzurufen, mit der ich in Kontakt
stehe bei den Arbeiten, die ich gegenwärtig durchzuführen habe, und habe
mich da völlig unbedarft gemeldet. Es war aber nicht diese Dame dran,
sondern der Herr Direktor des Arbeitsamtes VII, der mich sofort fragte, ob
ich heute morgen, als ich zum Dienst gekommen wäre, Flugblätter mit ins
Amt gebracht und diese dort ausgelegt hätte. Ich wußte gar nicht, worum es
ging. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt ein solches Flugblatt überhaupt nicht
gesehen und zu Gesicht bekommen, und er meinte, er dürfte doch wohl da
mal nachfragen, ob ich damit in irgendeiner Weise in Zusammenhang stehe.
Und ich habe ihm daraufhin gesagt, daß ich diese Nachfrage unerhört finde
zum ersten, und zum zweiten, daß das nicht meinem Stil entspricht. Und
es ist nun wohl – wie ich mitbekommen habe – bis heute nicht aufgeklärt,
wer die Flugblätter ins Haus gebracht hat. Wie gesagt, ich weiß es auch
nicht, und allein die Tatsache, daß mein Name auf dem Flugblatt stand als
einer der betroffenen Zeitzeugen, der vorgeladen worden ist, ist für mich
eigentlich keine hinreichende Begründung dafür, mich anzurufen und bei mir
nachzufragen.

Was die Liste anbetrifft, da ist es ja so, Frau Barbe, daß wir sehr oft Probleme
haben im Arbeitsamt Treptow-Köpenick – Sie sind selbst Treptowerin, wie
ich weiß –, ein kleiner Amtsbezirk, die Leute kennen sich untereinander, und
man kommt in die Arbeitsämter, zeigt dort mit den Fingern auf Leute und
sagt, na, wissen Sie nicht und kennen Sie nicht usw. Es ist wirklich schwierig
und kompliziert. Ich bin Einwohnerin von Berlin-Mitte, und ich habe von