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Wahlperiode 13, Band III/1, Seiten 156 und 157
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Protokoll der 29. Sitzung

In der Regel ergab sich so eine negative Ertragswerteinschätzung. Daraus ent-
standen viele Verkäufe für eine Mark oder, das war ja ein neuer Terminus der
Treuhandanstalt, für einen negativen Kaufpreis. Insofern glaube ich, daß der
Erlös der erzielt wurde, nicht ausschließlich ein Ausdruck der vorhandenen
Substanz sein kann.

Ich will auch noch einen Punkt aufgreifen, nämlich die Fragestellung: Warum
brach die DDR denn wie ein Kartenhaus zusammen? Es wird in diesem Zu-
sammenhang häufig gesagt, man hätte ja den Zusammenbruch der Ostmärkte
nicht voraussehen können. Diese Aussage ist für jemanden, der in der Wirt-
schaft tätig war, absolut unverständlich. Natürlich wußte man ganz genau, daß
ab dem 2. Juli 1990 nicht ein einziges Produkt aus dem Gebiet der DDR in den
RGW-Raum transferiert werden konnte, weil die RGW-Partner keine DM,
d. h. keine Valuta zum Bezahlen hatten. Und außerdem war klar, daß der Han-
del der DDR mit den RGW-Partnern in der Regel Warenaustausch war, der ja
dann verrechnet wurde. Man hätte auch kaufen müssen, um weiter verkaufen
zu können. Da das nicht stattfand, war klar, daß es die Stütze durch den Ostex-
port nicht mehr geben konnte. Nur zu sagen, man hätte es nicht wissen können,
das ist einfach falsch. Vielen Dank.

Gesprächsleiter Abg. Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU): Ich danke Herrn
Dr. Döring für seinen Bericht aus der Sicht der Stahlindustrie sehr herzlich.
Wir kommen zu einem anderen Industriezweig, dem Elektroapparatewerk aus
der Elektroindustrie. Herr Werner Schmutzler wird uns von seinen Erfahrun-
gen berichten.

Werner Schmutzler: Sehr geehrte Damen und Herren.

Gesprächsleiter Abg. Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU): Entschuldigung,
ich wollte noch sagen, daß Herr Schmutzler Direktor für Absatz und Außen-
wirtschaft in dem VEB EAW war. Aus diesem Blickwinkel vermittelt er seine
Erfahrungen. Bitte Herr Schmutzler.

Werner Schmutzler: Sehr geehrte Damen und Herren, ich bin beauftragt, Ih-
nen darzustellen, wie sich die Arbeit im VEB Kombinat EAW aber auch im
VEB EAW auf dem Gebiet des Absatzes und der Außenwirtschaft gestaltet
oder entwickelt hat.

Zunächst einmal bin ich auch dankbar, daß ich die Gelegenheit habe, hier aus
der Sicht eines Betriebes bestimmte Probleme darzustellen, die zu bestimmten
Schlußfolgerungen führen können und ich denke, Irrtümer aufklären zu kön-
nen. Herr Döring hat schon eingangs auf verschiedene Dinge hingewiesen, wie
sich das wirtschaftlich gestaltet hat. Ich möchte das nicht alles wiederholen,
ich muß aber der Vollständigkeit halber doch auf einige Dinge eingehen, wie
sie sich aus der Sicht des Absatzes gezeigt haben.

Der Absatzbereich hat selbstverständlich im Rahmen der Planvorgaben eine
Reihe von Kennziffern erhalten, und ich kann mich hier der Meinung von
Herrn Dr. Klein, daß es eine Erleichterung hinsichtlich der Verringerung der

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Wirtschaft – Sozialpolitik – Gesellschaft

Kennziffern gegeben hat, nicht ganz anschließen, auch durch das sogenannte
Neue Ökonomische System nicht. Denn wir hatten uns auseinanderzusetzen
mit den Kennziffern der industriellen Warenproduktion, der abgesetzten Wa-
renproduktion, des Ex- und Imports. Beim Ex- und Import waren eine Vielzahl
Auflagen, die zu beachten waren, weil für die einzelnen Länder unterschiedli-
che Kennziffern vorgegeben worden sind.

Also es gab einen Plan Sowjetunion, es gab einen Plan Jugoslawien, es gab
einen Plan China, Korea oder Kuba, je nachdem, welches Land in dem betref-
fenden Kombinat eine Rolle spielte. Herr Döring hat über Stahl gesprochen.
Wir haben eine Vielzahl von Kleingeräten hergestellt. Zwei unserer Betriebe
hatten ihren Sitz in Dresden, einmal war das das Reglerwerk und einmal war
das das Elektroschaltgerätewerk Dresden. Diese Planvorgaben waren Grundla-
ge für die weitere Arbeit im Absatzbereich. Außerdem erhielten wir logi-
scherweise eine Vorgabe für die Produktion für die Nationale Volksarmee.

Selbstverständlich waren auch bei uns sogenannte Plandiskussionen angesagt.
Aus der heutigen Sicht muß ich sagen, und das betrachteten wir damals nicht
anders, daß diese Plandiskussionen, die sich bis in die kleinste Einheit ab-
spielten, also bis in die Brigaden, eigentlich mehr einen formalen Charakter
aufwiesen. Das heißt, über diese Plandiskussion wurde der demokratische
Zentralismus zum Ausdruck gebracht. Deutlich muß man betonen, daß be-
stimmte Mißstände, die Grundsätze der Arbeit des Betriebes oder des Kombi-
nates betrafen, zwar in der Plandiskussion vorgetragen wurden, jedoch auch
durch sie nicht beseitigt werden konnten. Der Grund lag in bestimmten
Disproportionen, die im Zuge der gesamten zentralen Planung nicht immer
lösbar waren.

Zum Problem der Bilanzierung: Herr Döring wies darauf hin, es gab Aufkom-
mens- und Verteilungsbilanzen. Wir hatten eine Aufkommens- und Bedarfs-
bilanz und es konnte nachgelesen werden, wie der angemeldete Bedarf der
einzelnen Bedarfsträger gedeckt wurde. Unter diesem Gesichtspunkt hatten wir
mit diesen Bilanzen eine zentrale Übersicht über das Gesamtaufkommen und
die Verteilung einschl. Import und Export.

Einschränkend sei bemerkt, beim Import war klar, daß eingeordnet wurde, was
sich aus dem sozialistischen Wirtschaftsgebiet ergab, und es war klar, daß ein-
geordnet wurde, wenn der Betrieb eine Orientierungsziffer für das nichtsoziali-
stische Wirtschaftsgebiet erhielt. Eine eigene Idee, Importe aus dem nichtso-
zialistischen Wirtschaftsgebiet einzuordnen, wäre ein aussichtsloses Unterfan-
gen gewesen.

Anders war die Tatsache einzuordnen, es gibt solche Fälle, ich könnte x Bei-
spiele nennen, wenn in der Planverteidigung bewiesen wurde, daß ein volks-
wirtschaftlich nachgewiesener Bedarf nicht mit DDR-Erzeugnissen und auch
nicht mit Erzeugnissen aus dem sozialistischen Wirtschaftsgebiet gedeckt wer-
den konnte, dann wurde über Fachministerium, Plankommission zweckgebun-
den eine bestimmte Mittelgröße zum Import eines Erzeugnisses für einen be-