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Wahlperiode 13, Band III/1, Seiten 256 und 257
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Protokoll der 29. Sitzung

gen sich noch vielerlei Fragestellungen und auch vielerlei Dinge, die uns ge-
meinsam angehen und der Lösung bedürfen.

Was den Export des verarbeitenden Gewerbes anbelangt, ist festzustellen, daß
die Exportquote auch hier von der Tendenz, seit 1990 zu 1995 gesunken ist.
Das ergibt sich ganz einfach dadurch, daß der Exportanteil am Anfang bei
niedrigem Umsatz höher lag, zwischenzeitlich der Umsatz bei gleichbleiben-
dem oder niedrigerem Exportanteil zurückgegangen ist, und dadurch die Ex-
portquote sich rein rechnerisch reduziert hat. Insofern ergibt sich für das verar-
beitende Gewerbe im Freistaat Sachsen eine Exportquote im Jahre 1995 von
11,5 %. In den alten Bundesländern liegt die Exportquote mit 26 % erheblich
höher. Wenn man jetzt die Exportquote auf Basis des Bruttoinlandsprodukt
bezieht, die in den alten Bundesländern im Jahr 1995 bei 23,2 % lag, dann
wird die Differenz noch größer. In Sachsen hatten wir 1995 eine Exportquote
von 6,2 % bezogen auf das BIP, im verarbeitenden Gewerbe von 11,5 %. Hier
wird offenkundig, daß in einem Großteil des sehr stark industrialisierten Sach-
sens einerseits erhebliche Exportpotentiale schlummern, auf der anderen Seite
aber ganz einfach die Kraft, die ein Unternehmen ja verstärkt aus dem Export
schöpft zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich ist. Das sind Fakten, die
man so zur Kenntnis nehmen sollte.

Zu den Investitionen: Herr Claßen sprach ja auch von der Exportfreudigkeit,
vom Exportwachstum. Gesiegt hat wiederum auch das verarbeitende Gewerbe.
Ich wollte mich bewußt nur auf diesem Bereich, der ja besonders exportorien-
tiert ist, in meinen Ausführungen einlassen. Hier ist festzustellen, daß in den
alten Ländern die Investitionen 1996 im verarbeitenden Gewerbe, bezogen auf
die Gesamtinvestitionen, immer um 15,6 % lagen. In den neuen Bundeslän-
dern betrug dieser Anteil nur 12,6 % im verarbeitenden Gewerbe. Wenn man
das bis 1991 zurückverfolgt, ist festzustellen, daß sich die Investitionsfreudig-
keit im verarbeitenden Gewerbe rechnerisch reduziert hat, weil andere natür-
lich an Investition zugenommen haben. Ich greife die Dienstleistungen heraus.
Dienstleistungen sind ganz beachtlich gewachsen.

Und ganz zum Schluß noch eine Anmerkung zur Arbeitskräfteverteilung. Dies
möchte ich an zwei Zahlen oder an zwei Bereichen verdeutlichen. Das verar-
beitende Gewerbe hat sich im Freistaat Sachsen seit 1990 beachtlich im Be-
reich der Produktivität und auch im Lohn, ich denke an Metall-Elektro-Tarif,
entwickelt und auch am meisten Arbeitskräfte abgebaut. Im Bereich der
Dienstleistungen sind weitestgehend diese freigesetzten Arbeitskräfte der In-
dustrie, sprich im verarbeitenden Gewerbe im Speziellen, aufgefangen worden.
Dies ging aber mit einer äußerst niedrigen Produktivitätsentwicklung und einer
verhältnismäßig, aber immer noch stärkeren als die Produktivität gewachsenen
Lohnentwicklung, einher. Hier ist eine Grenze erreicht und wir müssen uns
natürlich auch Gedanken darüber machen, wie man, wenn sich die Dienstlei-
stungen im Rahmen des Wettbewerbes noch stärker auf Produktivität einstel-
len und das Dienstleistungswesen keinen Absatzmarkt in der nötigen Weise
oder im nötigen Umfang findet, die Dienstleistungen sich auch selbst in der

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Wirtschaft – Sozialpolitik – Gesellschaft

wirtschaftlichen Stärke erhalten können. Wir müssen uns hier also Gedanken
darüber machen, hier ist der Unternehmer gefragt, wie wir in diesem recht
kompliziert weiterhin sich darstellenden Umstrukturierungsprozeß nicht noch
mehr Arbeitslose durch Produktivitätssteigerung in den Unternehmen, ich will
nicht sagen produzieren, aber sich ergeben.

Mein Credo ist: Es muß uns gelingen, mehr für den Absatz zu tun, mehr auch
den Schwerpunkt im Bereich der Industrie zu sehen, denn Dienstleistungen
benötigen Industrie. Der Level der Industrie im Freistaat Sachsen, welches ein
klassisches Industrieland war und wieder sein wird, zum gegenwärtigen Zeit-
punkt aber nicht ist, muß sich wieder erhöhen, und damit werden sich dann
auch die Dienstleistungen und die anderen Bereiche entsprechend mitentwik-
keln können. Dann haben wir genau das, was ich eingangs erwähnte, dann läßt
sich die Produktion, das BIP pro Einwohner verdoppeln, dann werden auch die
entsprechenden Erträge fließen, dann werden die Unternehmen die Geschicke
im wahrsten Sinne des Wortes selbst in der Hand haben, und dann floriert auch
die Marktwirtschaft im Freistaat Sachsen, schönen Dank.

Gesprächsleiter Abg. Dr.-Ing. Rainer Jork (CDU/CSU): Herzlichen Dank,
Herr Dr. Hielscher, auch dafür, daß Sie die Zeit so schön gehalten haben. Herr
Dr. Ludwig, Sie sind dem Thema sicher ganz nah und wir freuen uns, daß Sie
zu uns sprechen werden. Bitte.

Dr. Udo Ludwig: Ich bin in der Tat nahe am Thema, meine Damen und Her-
ren, Herr Vorsitzender, werte Abgeordnete, und ich werde mir gestatten, mich
kürzer zu fassen, um nicht zu viel Wiederholungen aufkommen zu lassen.

Wir schreiben jetzt das Jahr 1997 und nicht mehr das Jahr 1994 oder 1995 und
auch nicht das Jahr 1991, womit ich zum Ausdruck bringen möchte, daß, wenn
man eine Zwischenbilanz zieht, man sie zeitpunktbezogen ziehen muß, und
das heißt für mich heute, die neuen Länder befinden sich in einer Schwäche-
phase. Durch die Meldung der amtlichen Statistik wissen wir, daß das Wachs-
tum 1996 nur noch 2 % beträgt. Das ist, gelinde gesagt, eine ziemliche Enttäu-
schung. Nach meinen Prognosen wird das Wachstum im Jahr 1997 vielleicht
ein kleines bißchen ansteigen, aber eben auch noch viel zu wenig, um weiter
aufzuholen. Zwar setzt sich der Aufbauprozeß fort, aber der Aufholprozeß
stockt nicht nur, sondern die Schere zwischen Ost- und Westdeutschland wird
auseinandergehen, wenn es bei diesem Wachstumstempo bleibt. So ernst muß
man diese Situation heutzutage ansprechen. Ich komme bei meinen Erklä-
rungsmustern nicht an dem vorbei, was hier viele Kollegen schon versucht ha-
ben, und ich will diesen auch nicht unbedingt widersprechen, vielleicht in De-
tails.

Da ist zunächst die Gruppe der Erblasten, wie ich sie bezeichnen möchte, da ist
die zweite Gruppe, das sind die Schocks, von denen die DDR-Wirtschaft ge-
troffen wurde, und die dritte Gruppe, die man vielleicht unter „Vereinigungs-
sünden“ zusammenfassen könnte. Lassen Sie mich kurz auf diese Punkte ein-
gehen.