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Wahlperiode 13, Band VI, Seiten 162 und 163
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Protokoll der 44. Sitzung

mit dem Tag der Eröffnung. Wir sind zur Zeit in der Phase, in der wir ein um-
fangreiches Konzept erarbeitet, dies mit den Gremien des „Hauses der Ge-
schichte“ besprochen und verabschiedet haben. Wir haben weiterhin eine sy-
noptische Darstellung erarbeitet, in der das Thema jedes Ausstellungsraumes
und seine „Botschaft“ für die Besucher in sehr knapper Form formuliert und
die zur Verfügung stehenden oder noch zu suchenden Exponate aufgelistet
sind. Die Arbeit insbesondere an den Exponatlisten ist noch längst nicht abge-
schlossen – schwierige und aufwendige Arbeit für unser Team. Es würde zu
weit führen, dies hier detaillierter darzustellen. Aber seien Sie versichert, daß
wir alles daransetzen, diese Ausstellung erfolgreich zu gestalten, nämlich als
eine narrative Ausstellung, in der Geschichte spannend erzählt wird, eine Aus-
stellung, die auch Emotionen weckt. Dieses ist aus meiner Sicht ganz wichtig.
Und noch eines, wir wollen auch eine biographische Leitlinie in diese Aus-
stellung hineinlegen, die Besucher einlädt, ja sie geradezu auffordert, ihre
Stellungnahmen abzugeben.

Herr Poppe, Sie haben das heute morgen auch am Beispiel des Holocaust-Mu-
seums erläutert, und da stimme ich Ihnen völlig zu, das individuelle Schicksal
ist ungeheuer wichtig. Sie haben es am Beispiel dieses einen Raumes themati-
siert, der zeigt, daß ein polnisches Dorf ausgerottet wurde. Ein anderer Besu-
cher wird vielleicht einen anderen Teil einer Ausstellung emotional bewegend
empfinden, so daß eine gute Ausstellung viele Stellen dieser Art anbieten muß,
um wirkungsvolle Anregungen zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu
bieten. Wir wollen die Besucher anregen, dadurch, daß ihnen individuelle
Schicksale in der Ausstellung vorgestellt werden, ihr eigenes Schicksal zu er-
gänzen, ihre Meinung einzugeben und zu dokumentieren, zu notieren, was sie
bewegt. Darüber hinaus können sie andere Stellungnahmen nachsehen, diesen
widersprechen usw. Auf diese Weise wird diese Ausstellung auch – ich sage
das jetzt nicht negativ und abwertend, sondern in Anführungszeichen – zu ei-
ner „Kulisse“, einem Hintergrund der Zeitgeschichte für unser Dokumentati-
onszentrum: Ältere und Jüngere können ihre persönlichen Erinnerungen mit-
teilen und sogar in eine Auseinandersetzung mit anderen eintreten. Dies ist
auch eine zusätzliche Anregung zum Wiederkommen und die Dokumente, die
persönlichen Stellungnahmen zu einzelnen Themen nochmal nachzusehen und
vielleicht erneut selbst Stellung zu nehmen. Zum Beispiel zum 17. Juni oder
zum Einmarsch in die Tschechoslowakei bis hin zu Verwandtenbesuchen oder
den Erlebnissen von 1988/1989. Es wird viele Stellen in der Ausstellung ge-
ben, wo die Besucher auf diese Art und Weise aktiv werden können. Die
Technik für die Möglichkeiten müssen wir allerdings noch entwickeln und te-
sten. Doch bin ich zuversichtlich. Danke schön.

Gesprächsleiter Prof. Dr. Bernd Faulenbach: Vielen Dank. Meine Damen
und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben zwei recht unter-
schiedliche Vorträge gehört, die zwar einige Berührungspunkte aufweisen. Der
erste Vortrag setzte sich mit der Erinnerungskultur auseinander, der zweite mit
einem Museum und seiner Arbeit. Natürlich liegt da die Frage auf der Hand,
Herr Schäfer, Sie können vielleicht darauf eingehen, ob Sie Ihr Museum auch

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Demokratische Erinnerungskultur

als Teil der Erinnerungskultur begreifen oder nicht. Womöglich ist es ein Be-
griff, der quer zu dem liegt, was Sie wollen, jedenfalls werden wir vermutlich,
oder Sie werden vermutlich mir nicht zustimmen, wenn ich sage, Sie betrach-
ten dieses Museum vornehmlich als Teil der Erlebnisgesellschaft. Das wäre
Ihnen vermutlich zu wenig. Aber welche Beziehung hat es dann zu dem gan-
zen Komplex der Erinnerungskultur? Ich darf zunächst, bevor ich jetzt mit
dem Fragen beginne, mit den Wortmeldungen beginnen. Der erste ist der Ab-
geordnete Vergin.

Abg. Siegfried Vergin (SPD): Herr Professor Rürup, zunächst vielen Dank
für die Präzisierung der bereits in Sachsenhausen vorgetragenen Kriterien für
die Entscheidung über die gesamtstaatliche Bedeutung. Ich glaube, einiges ist
jetzt deutlicher von dem geworden, was Sie gemeint haben. Sie haben dann
auch für die kleineren Gedenkstätten den Vorschlag vorgelegt, einen Bundes-
fonds einzurichten. Ich wollte Sie fragen, ob das wirklich durchdacht ist. Ein
zentraler Fonds für die 16 Bundesländer scheint mir erneute Schwierigkeiten
aufzubauen bei der Vergabe der Mittel. Meinen Sie nicht, daß eine Empfeh-
lung der Enquete-Kommission an die Länder, wenn wir das mehrheitlich so
beschließen würden, der bessere Weg wäre, d. h. bei den Ländern, so wie Nie-
dersachsen das bereits hat, einen solchen Fonds zu schaffen, wo man viel bes-
ser übersehen kann, mit welchen Mitteln man wo kleinere Einrichtungen för-
dern kann?

Zweite Frage: Gibt es Untersuchungen über die Wirkung von Gedenkstätten
auf ihre Besucher? Ich erinnere mich, daß eine Meldung durch die Zeitungen
ging, daß ein Besuch in den Gedenkstätten das Vorurteil, das die Besucher
mitbringen, nicht beeinflußt hat. Ich glaube ja nicht, daß sich das nur, wenn es
richtig ist, was die Zeitungen gemeldet haben, auf diesen Komplex bezieht. Es
ist mir schon sehr wichtig, mehr zu wissen. Die Frage ist jetzt insbesondere
auch aufgetaucht, weil Herr Schäfer ausführlich über eine repräsentative Be-
fragung gesprochen hat in bezug auf Museumsbesuche. Haben Sie so etwas
ähnliches bei den Gedenkstätten, die sich immer mehr zu zeithistorischen Mu-
seen entwickeln? Das heißt, wir haben zumindestens in Teilen der Gedenk-
stätten gleiche Kategorien von historischen Darstellungsmöglichkeiten, natür-
lich mit unterschiedlichen Themen, aber das Grundprinzip taucht jetzt bei den
Gedenkstätten und bei den Museen auf. Gibt es einen Überblick über die Fi-
nanzausstattung der öffentlichen Hände für die Museen auf der einen Seite und
für die Gedenkstätten auf der anderen Seite, und gibt es insbesondere eine
Untersuchung darüber, wieviel Fördermittel der öffentlichen Hand auf den
Einzelbesucher dann entfallen? Mir scheint, jetzt bei wirklich oberflächlicher
Betrachtung, das Thema Gedenkstätten immer noch nachgeordnet zu sein,
wenn ich diesen Bereich nehme. Deswegen frage ich da nach, weil ich meine,
daß da etwas an Schieflage vorhanden ist.

Herr Professor Schäfer, zunächst Ihnen natürlich auch herzlichen Dank für die
Darstellung. Ich möchte die generelle Frage stellen, inwieweit Sie die histori-
schen Museen für geeignet halten, oder ob nicht sogar die Verpflichtung for-