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Wahlperiode 12, Band VIII, Seiten 686 und 687
686
Protokoll der 45. Sitzung

verwunderlich, wenn westdeutsche Sportverbände und Sportfunktionäre jedes
aus dem Osten kommende Kooperationsangebot unkritisch akzeptierten? Hier
spielt menschliches Versagen gegenüber der gezielt eingesetzten politischen
Initiative die entscheidende Rolle. Es ist bekannt, daß sich die alten politischen
Führungskräfte des FKS bis in das Jahr 1991 hinein im Institutsgebäude,
auch wenn sie nicht mehr angestellt waren, zu Gesprächen trafen. Ich selbst
sah im Herbst 1990 den früheren längst entlassenen Parteisekretär Dr. Thilo
zusammen mit Prof. Herzberg, Prof. Lehnert, Frau Prof. Pfeifer und Herrn
Albert, dem Stasimann, die Treppe herunterkommen. Ähnliche Gruppierungen
wurden auch von anderen innerhalb des Instituts beobachtet. Später hatten
sich diese Seilschaften außerhalb des Instituts, z. B. in der Bowlingbar am
Leuschnerplatz in Leipzig, getroffen. Sicherlich wird man es Professor Lehnert
nicht verdenken, wenn er noch im März 1993 Dr. Rademacher und Frau
Dr. Sattler, gegen die schwere Dopingvorwürfe bestanden, zu sich bat, um
sie zu beraten. All dies zeigt, daß der alte Zusammenhang zu den früheren
Parteikumpanen und Mitarbeitern, die unter ihrer Anleitung am alten Institut
kriminelle Handlungen begangen haben, nach wie vor besteht.

Ich denke, wir müssen einen deutlichen Unterschied machen zwischen dem
unmittelbaren Einfluß, den die alte Parteigarde des FKS in den ersten bei-
den Jahren nach der Wende auf die Mitarbeiter und die Belange des FKS
genommen hat, und der späteren Situation. Dieser Einfluß für das Jahr 1990
ist deutlich nachweisbar und betrifft unter bestimmten Gesichtspunkten auch
den rehabilitierten Prof. Tünnemann in seiner Zeit als Institutsdirektor. Die
Einflußmöglichkeiten wurden mit dem Beginn der Abwicklung ab Januar
1991, mit der zunehmenden Reduzierung der Mitarbeiterzahl, immer geringer.
Ich erhielt durch Herrn Dr. Löcken Gelegenheit zu einem vollen Einblick in
die Unterlagen des Nachfolgeinstituts für angewandte Trainingswissenschaften
in Leipzig (IAT). Bei dieser Einsichtnahme konnte ich keinerlei Hinweise
mehr auf einen aktuellen Einfluß alter Seilschaften finden. Dies bedeutete
jedoch nicht, daß die emotionalen Aufputschungen, die von den Seilschaften
systematisch geschnürt wurden, etwa überwunden wären. So enthält der schon
am 1.2.1992 vom Mitglied des Trägervereins des IAT, Herrn Engelhardt, ge-
schriebene Brief schwere Verunglimpfungen von Personen, die sehr ernsthaft
um eine politische Veränderung der Situation am FKS gekämpft haben. Ich
lege ihn als Anlage bei. Dieser Brief arbeitet genau den Intentionen der alten
Seilschaften in die Hände, es wäre nur korrekt gewesen, wenn sich Herr
Engelhardt bei Herrn Prof. de Marée in Bochum, jetzt in Köln, bei Frau
Dr. Marianne Fiedler und Herrn Dr. Schumann, Mitglieder der Demokratisie-
rungsgruppe am FKS, für seine unbegründeten und völlig unverständlichen
Verleumdungen entschuldigt hätte. Unkorrekt und emotional verfälscht war
auch die Anweisung von Herrn Löcken, der in einer Anweisung vom 21.1.1992
den Mitarbeitern des IAT jegliche Gespräche mit Pressevertretern untersagte,

687
Seilschaften in den neuen Bundesländern

wie er behauptete, in Abstimmung mit dem Bundesministerium des Inneren
und dem Vorstand des Trägervereins, die überhaupt nicht vorlag, so daß die
Anweisung zurückgenommen werden mußte. Auch die gegen Frau Dr. Fiedler
und Herrn Dr. Schumann wegen ihrer Kontakte mit Herrn Hansen und Herrn
von Richthofen von der Institutsleitung verhängten Maßnahmen waren unge-
rechtfertigt und mußten zurückgenommen werden. Ebenso unüberlegt waren
die beiden Drohbriefe, die Herr Professor Martin als Direktor des IAT an mich
schickte, als die Enquete- und die Sport-Kommission des Bundestages mich
zu einer Anhörung am 21. Juni 1993 eingeladen hatten.

Sicher, und das muß ich ganz ehrlich hier feststellen, sind auch einige Be-
schuldigungen und Verdächtigungen von Kritikern der neuen Institutsleitung
des Nachfolgeinstituts nicht in jedem Punkt voll beweisbar, in manchem
vielleicht auch etwas zu weit gegangen. Dabei spielt aber leider die Presse eine
verhängnisvolle Rolle. In dem Bestreben, durch Sensationsmeldungen einen
großen Leserkreis zu gewinnen, werden, wie ich selbst mehrfach feststellen
konnte, Angaben und Äußerungen in unverantwortlicher Form entstellt wie-
dergegeben. Kein Wort gegen die Pressefreiheit, doch es gibt auch eine Pres-
severantwortung, an die man nicht eindringlich genug appellieren kann. Nach
meinen eigenen Beobachtungen waren die Veröffentlichungen der Leipziger
Presse in der Frage des Leistungssportes in den Monaten unmittelbar nach der
Wende korrekter und verantwortungsvoller als in der gesamtdeutschen Presse
in den darauffolgenden Jahren.

Drei Jahre sind nach der Wende vergangen. Wir haben in dieser Zeit
stürmische Entwicklungen und Wandlungen gesellschaftlicher Bedingungen
und auch von Menschen erlebt und erleben sie heute noch. Wir sollten uns
darüber im klaren sein, daß wir die neue Zukunft nur aufbauen können,
wenn wir nach vorn blicken und schöpferisch handeln. Wir können den
alten Seilschaften keinen größeren Gefallen tun, als wenn wir, die wir
Veränderungen und Verbesserungen der gesellschaftlichen Bedingungen und
der zwischenmenschlichen Atmosphäre anstreben und um sie ringen, uns
gegenseitig mit Schmutz bewerfen, statt die Persönlichkeit des anderen zu
achten und zu akzeptieren und uns in jeder Weise zu bemühen, einen Nenner
zum gemeinsamen Handeln für unsere Zukunft zu finden.

(Beifall).

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Herzlichen Dank, Herr Prof. Pickenhain.
Ich habe mich noch einmal umgeschaut und festgestellt, daß die 27 hier
anwesenden Kollegen der Medien, aus Rundfunk, Fernsehen und Zeitung,
zu denjenigen gehören, die immer verantwortungsvoll mit dem umgehen, was
sie hören und sorgfältigst recherchieren. Ich bin ganz sicher, daß sie das heute
auch tun. Der erste Fragesteller ist der Herr Kollege Koschyk.

Abg. Koschyk (CDU/CSU): Herr Vorsitzender, ich hätte eine Frage an Herrn
Erbe: Herr Erbe hat uns – wie ich finde – doch in sehr negativ beeindruckender