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Wahlperiode 12, Band VI/1, Seiten 198 und 199
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Protokoll der 57. Sitzung

ein paar kleine Nachrichten hin und her, und beide Aktionen verstanden sich
als aufeinander bezogene Aktionen. Zu den Behinderungen – um das einmal
am Rande zu sagen – gehört, daß der Jugenddiakon, den ich hier im Raum
auch sehe, auf einer Fahrt nach Berlin auf der Autobahn plötzlich angehalten
wurde, sein Auto untersucht und Materialien beschlagnahmt wurden, irgendwo
im Grünen. So etwas passierte auch nicht alle Tage, auch bei uns nicht.
Eine andere bewußt grenzüberschreitende Aktion gab es von Gruppen im
Herbst 1988 in Berlin im Zusammenhang mit der Jahrestagung von IWF und
Weltbank. Zu der großen Anhörung über Menschenrechte im Westen sollte
etwas Entsprechendes im Osten passieren, was nur in sehr kleinem Rahmen
möglich war. Aber immerhin, hier sind zwei Beispiele für Versuche, etwas
Grenzüberschreitendes auf der Ebene der Gruppen zu organisieren.

Zweiter Punkt unter der Frage nach den deutschlandpolitischen Wirkungen.
Was haben die westdeutschen Regierungen in diesen Jahren, was haben die
Parteien wahrgenommen von dem Phänomen der Gruppen, und wie haben
sie es bewertet? Als neue soziale Bewegung oder schon als potentielle
Opposition oder auch als Faktor, der die mitteleuropäische und die deutsch-
deutsche Stabilität gefährden könnte? Ich kann diese Frage nur stellen, aber
sie interessiert mich außerordentlich. Wer hat sich für welche Inhaftierten
eingesetzt? Ich erinnere mich sehr genau, wer sich für Katrin Eigenfeld
einsetzte und wer für Bärbel Bohley und Ulrike Poppe. Welche ostdeutschen
Gruppen hatten welche westdeutschen Parteien als Partner? Es lohnte sich,
dies anzusehen, weil die Frage nach deutschlandpolitischen Wirkungen auch
auf dieser ja zum Teil sehr dichten Kommunikationsebene zu beantworten sein
wird. Das dritte zum Schluß, und ich erinnere nur an das, was ich eben im
dritten Teil gesagt habe: Ich vermute, daß die Ökumenische Versammlung der
entscheidende Impuls für deutschlandpolitische Veränderungen gewesen ist.
Es lohnt sich, sie im Blick darauf noch einmal anzusehen. Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Ich möchte einleitend noch einmal an die
Funktion der beiden Referate erinnern, die wir soeben gehört haben. Sie sollen
uns einstimmen – sie haben von daher eine dienende Funktion – auf das,
was jetzt unter Leitung unseres Kollegen Hilsberg seinen Fortgang nehmen
soll. Ich habe angekündigt, daß keine Ergänzung, sondern tatsächlich nur
Verstehensfragen an die beiden Referenten gestellt werden dürfen. Bitte, Herr
Fricke.

Sv. Karl Wilhelm Fricke: Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Ich habe
zunächst eine Frage an Herrn Stauss. Sie nannten interessante Zahlen über
die Basisgruppen. Meine Frage: Gab es unter den Gruppen irgendeine
Kommunikation, oder war Kommunikation unter den Bedingungen des
Stasiregimes nicht möglich? Dann habe ich eine Frage an Herrn Pahnke. In
Ihren Ausführungen spiegelte sich wider, daß es offenbar doch einen latenten

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Die Kirchen und die Gruppen

Gegensatz gegeben hat zwischen basisdemokratischen, auch oppositionellen
Gruppen einerseits und ausreisebegehrenden DDR-Bürgern andererseits. Wie
ist dieser für mich sehr schwer nachvollziehbare Gegensatz zu erklären, wenn
man bedenkt, daß auch Ausreise eine legitime Form des Protestes sein konnte,
sozusagen Abstimmung mit den Füßen und auch angesichts der historischen
Erfahrung, daß die Ausreisebewegung im Herbst 1989 den Zusammenbruch
doch beschleunigt hat?

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Frau Kollegin Wilms bitte.

Abg. Frau Dr. Wilms (CDU/CSU): An beide Herren die erste Frage:
Ich würde gerne noch ein bißchen über die Spannung in den Gemeinden
hören, vielleicht ergibt sich das aber auch nachher in der Diskussion. Bei
Besuchen in der damaligen DDR habe ich selbst die Spannung zwischen
der „traditionellen“ Gemeinde, die ihre Gemeindearbeit vollzog, und den
Gruppen, die von der älteren Generation vielleicht als Störung des normalen
Gemeindelebens empfunden wurden, erlebt. Mich würde interessieren, noch
ein bißchen mehr von diesem Spannungsverhältnis zu hören.

Zweite Frage: Gab es bei den Gruppen, die sich sehr unterschiedlichen
Themenfeldern zuwandten, eigentlich auch Gruppen, die Gesellschafts- und
Lebensformen jenseits einer sozialistischen Gesellschaftsordnung bedachten,
oder war es im Grunde genommen eine systemimmanente Kritik?

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Es sollen wirklich bloß Verstehensfragen
sein. Wir wollten jetzt nicht mit den beiden in eine Diskussion hineingehen.
Der letzte, der nicht alles verstanden hat, ist Prof. Weber. Bitte.

Sv. Prof. Dr. Hermann Weber: Das kommt bei mir häufiger vor, daß ich
manches nicht verstehe. Aber ich habe eine Informationsfrage an Herrn
Pahnke. Er sprach von der Goßner Mission. Mich würde einfach interessieren,
ob damit die Mainzer Goßner Mission gemeint ist, oder ob es so etwas auch
in der DDR gegeben hat. Das zweite ist allerdings schon ein bißchen mehr
inhaltlich: Wie weit das Jahr 1968 und die Bedeutung der Tschechoslowakei
gewirkt oder rückgewirkt hat, wurde hier sehr nachdrücklich herausgestellt,
aber wie weit wußten sie von den Studentenbewegungen?

Vorsitzender Rainer Eppelmann: Es gab eine Verständlichkeitsnachmel-
dung. Kollege Stübgen bitte.

Abg. Stübgen (CDU/CSU): Ich habe auch nur eine kurze Nachmeldung,
und zwar an Pfarrer Curt Stauss. Von Ihnen beiden wurde die Frage der
sogenannten Hierarchisierung der Kirchenleitungen angesprochen. Da sind
zwei Namen genannt worden, einmal Günther Krusche und einmal Manfred
Stolpe. Ich würde gerne konkretisiert wissen: War diese Hierarchisierung, also
daß z. B. Kirchenleitungsmitglieder nicht mit den Basisgruppen diskutierten,
die generelle Linie der Kirchenleitung, oder ist sie an einzelnen Personen
festzumachen?