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FDJ-Agitationsgruppe für eine Woche lang ins Eichsfeld geschickt. Sie be-
richten danach über ihre Erkenntnisse. Allerdings hatten sie Pech, weil gerade
Fasching gewesen ist. Der dortige Kreissekretär der SED wurde nach Weimar
zitiert, und er mußte längere Zeit berichten, was dort los ist. Dort wurde über
das Organisationsverhältnis gesprochen, es wurde erzählt, daß unbedingt die
Lehrer ausgetauscht werden müßten, daß es noch Nonnen gebe, die Unterricht
halten, usw.
Außerdem wäre es interessant, das Eichsfeld dahingehend zu untersuchen,
welche Maßnahmen die SED unternommen hat, um den Katholizismus
aufzubrechen. Es wurden sehr viele ökonomische Maßnahmen getroffen. Man
hat versucht, Industrie anzusiedeln, zwar möglichst weit von der Grenze weg.
Anfänglich hat es sehr viele Arbeitskräfte gegeben, die im Westen gearbeitet
haben. Das hat zusätzlichen negativen Einfluß gehabt.
Die Frage, inwieweit die Buntscheckigkeit Thüringens in der DDR rezipiert
wurde, kann ich nur von der historischen Forschung der DDR her beantworten.
Danach war die komplette US-Besetzung des Landes bis Ende Juni 1945 im-
mer ein interessantes Thema, weil man daran die vermeintlich falsche Politik
der US-Besatzer aufzeigen konnte. Darüber gibt es einige Dissertationen in der
DDR. Ebenso haben sich einige Wissenschaftler mit der Rolle Hermann Brills
beschäftigt, um Gegenpositionen zur westlichen Forschung einzunehmen.
Stellvertretende Vorsitzende Margot von Renesse: Noch einmal herzlichen
Dank, speziell an die drei Vortragenden und an diejenigen, die aus eigenem
Erleben und Erleiden berichtet haben. Ich denke, wir haben sehr viele, sehr
eindrucksvolle Facetten des Lebens in der Frühphase der DDR erhalten.
Ende der Sitzung 16.00 Uhr
Protokoll der 20. Sitzung
der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-
Diktatur in Deutschland“ am Montag, dem 30. November 1992, 11.00 Uhr
in Berlin, Reichstagsgebäude, Plenarsaal; Vorsitz: Abg. Rainer Eppelmann
(CDU/CSU); einziger Punkt der Tagesordnung: Öffentliche Anhörung zu dem
Thema
„Die SED-Diktatur – politische, geistige und
psychosoziale Unterdrückungsmechanismen/
Erfahrungen im Alltag“
– 1. Teil –
Inhalt
Eröffnung Rainer Eppelmann | 112 |
Vorträge Ehrhart Neubert „Zwischen Anpassung und Verweigerung – der einzelne im realen Sozialismus“ | 115 |
Wolfgang Templin „Mobilisierungsstrategien und politische Bewußtseinsbildung im realen Sozialismus“ | 122 |
Diskussion | 131 |
1. Podiumsgespräch: „Alltagserfahrungen“ unter der Leitung von Markus Meckel | 150 |
Karl Nali | 151 |
Eberhard Wendel | 154 |
Sigrid Rührdanz | 156 |
Ralf Hirsch | 160 |
Ronald Dembicki | 161 |
Silvia Mangoldt | 163 |
Götz Gringmuth-Dallmer | 167 |
Hartmut Neuke | 170 |
Klaus Pfleumer | 173 |
Publikum: Anke Heinze – Herr Vogt – Peter Mebus | 179 |